Heft 
(1894) 3
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Märkische Ortsnamen.

eine Menge solcher Namen, deren Bedeutung im Slav. immer einen ganz vernünftigen Sinn hat, wie unsinnig und drollig der deutsche Name auch klingen mag. Nehmen wir nur märkische Namen, so gehören hierher: Krebsjauche, Schweinebraten, Kuhbier, Kuhblank, Herzsprung, Schabernack, Missgunst, Kinderfreude, Hochzeit und Kindelbier. Über­schreiten wir jedoch die engeren Grenzen unserer Heimat, so stossen wir auf Bierloch, Dürrmaul, Niesenbahn, Rothwurst, Rockzahn, Zucker- handl, Wischezahn, Himmelwitz, Strohschütz und Filzlaus.

Drittens kann auch der slav. Name übersetzt werden, so z. B. suchy kamen, Dörstein (Dürrstein), dubé nserb Eiche, Zgorelica Brandenburg.

Viertens findet auch gar kein Zusammenhang statt zwischen dem slav. und dem deutschen Namen; wie z. B. bei Finsterwalde-Grabin, Peitzendorf-Bukovinka.

Schliesslich stehen einem und demselben slav. Worte verschiedene deutsche Formen gegenüber: aus ostrovü Insel: Ostrow, Ostrau, Wustrow, Güstrow, Wustrau, Wusterhausen.

Als nun endlich im Laufe der Jahrhunderte bei dem friedlichen Zusammenleben die Vermischung der Wenden und Deutschen eingetreten war und das ganze Land his zur Oder und sogar darüber hinaus echt deutsch geworden war, wurden die hie und da neu gegründeten Ort­schaften, besonders da, wo der schwere Boden oder die Höhen von den Wenden bisher brach liegen gelassen wurden, deutsch benannt und so wiederholen sich hier Namen, die auch links der Elbe auftreten.

Unter der fürsorglichen Regierung der Hohenzollern wurden aus ihrer Heimat vertriebene Ausländer in der Mark angesiedelt, so unter Georg Wilhelm Niederländer und Franzosen, unter dem Grossen Kur­fürsten Reformierte, unter Friedrich Wilhelm 1. böhmische Kolonisten, denen Böhmisch-Rixdorf seinen Namen verdankt. Französisch Buchholz ist so nach den französischen Flüchtlingen genannt, die hier der Grosse Kurfürst ansiedelte. 1747 wurde Pfalzheim, auch die Pfalz genannt, (K. Ruppin) mit Einwandrern aus der Rheinpfalz auf der wüsten Feld­mark Rägelin gegründet.

Von Einfluss auf die märkischen 0 N war ferner die Thätigkeit des Soldatenkönigs und seines grossen Sohnes, die mit zielbewusster Thatkraft die Austrocknung der laiche und Sümpfe Vornahmen und dadurch neue Siedlungen ins Leben riefen, besonders an der Oder, Warthe und Havel. So wuchsen Ortschaften empor, bei deren Klang man sich unwillkürlich nach Amerika zu den Yankees oder zu den tabackbauenden Mynheers versetzt glaubt, Pennsilvanien, Boston, Phil­adelphia, New York, Florida, Yorkstown, Charlestown, Beaulieu, Jamaica, Ceylon, Sumatra. Wie diese Namen im Volksmunde lauten, habe ich nicht erfahren können, nur von dem im Oderbruche liegenden Beau regard