Heft 
(1894) 3
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Märkische Ortsnamen.

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weiss ich, dass das Volk es Borchard nennt. Vaterländischer ist es ohne Zweifel, wenn neue Ansiedlungen im Prenzlauer Kreise die Namen der grossen Helden aus dem Befreiungskriege annalnnen: Bülowssiege, Yorksthat und Gneisenau.

Nachdem wir so die verschiedenen Faktoren kennen gelernt, die auf die O N von Einfluss waren, wenden wir uns diesen selbst zu, von denen besonders die slav. uns interessieren, deren rätselhafte Form einen besonderen Reiz ausübt.

Zuvor aber wollen wir einen Blick auf diejenigen deutschen Formen werfen, die uns Gegenstand unserer Aufmerksamkeit zu sein scheinen.

Dahin gehört das Beiwort Verkehrt, das sich bei Grünow (K. Anger­münde) findet. Es hat diesen Beinamen erhalten zur Enterscheidung von dem bei Prenzlau belegenen Grünow, weil der Turm der Kirche verkehrt, statt wie üblich nach W. nach O. hingebaut worden ist, wodurch der Altar ebenfalls eine verkehrte Stellung erhalten hat.

Ein anderes Adjektiv, dem wir in Quaden Germendorf (NB. bei Oranienburg) begegnen, während das siidl. von Gransee gelegene Guten- Germendorf heisst, ist das plattdeutsche quad, das schlecht bedeutet und z. B. im Reineke Voss gleich im ersten Kapitel sich zeigt:

De Quad deit, de schuut geern dat Licht.

Der Name Schmargendorf (K. Tw und An.) bedeutet weiter nichts als Markgrafendorf. Im 13. u. 14. Jahrh. werden sie in den Urkunden Marggrefendorp und Marggravendorp genannt, im 15. Jahrh. Smarggreven- dorp, Smarkendorf, Schmarchendorf und endlich wie heute. Auch der bei Königsberg i. N. M. belegene Ort Schmarfendorp mag dieselbe Ab­leitung haben, doch fehlt uns zur näheren Bestimmung die urkundliche Namensform.

Ileckeiberg und Heegermühle. Als im Mittelalter durch den Mis- brauch des alten Fehderechtes die Unsicherheit auch in der Mark immer grösser wurde, wurden allerlei Schutzvorrichtungen notwendig, da eine Burg ihre ferner wohnenden Unterthanen nicht überall schützen konnte. Gegen plötzliche Überfälle mussten sich deshalb die Dörfer selbst schützen durch kleine Wallgräben und sogen. Heggen, Hägen oder dichte Dornbüsche, bis sie Hilfe von den Burgmannen erhalten konnten; so er­klären sich die Namen Heckelberg, das 1375 Hekelwerk genannt wird, und Heegermühle, 1294 Heghermole, eine an der Finow errichtete und mit solchem Hag werk umgebene Mühle.

Wenn wir den Namen Tempelhof, der schon 1290 Tempelhoff ge­schrieben wird, betrachten, so könnte es, zumal da später die slav. borm Tempelow begegnet, zweifelhaft sein, ob wir es hier mit einem slav. oder dem deutschen Worte zu thun haben; es ist aber bekannt,