Heft 
(1894) 3
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Märkische Ortsnamen.

dass früher daselbst der Johanniter Orden einen Hof gehabt und den im Anfänge des 14. Jahrhunderts ausgerotteten Orden der Tempelritter beerbt hatte; wir sehen den Namen als den ursprünglich deutschen an, denn auch sämmtliche zur Komtlmrei Tempelhof gehörig gewesene, in der Nähe belegene Dörfer Mariendorf, Marienfelde, Rixdorf (= Richards- dorf) hatten ursprünglich nur deutsche Namen.

Vierraden findet sich bereits 1269 in einer Urkunde, nach welcher der Herzog Barnim von Pommern dem Jungfrauen-Kloster zu Stettin eine Getreideernte übereignet von der Mühle zu vier Raden (Rädern): Molendinum nuncupatum ad quatuor rotas situm supra Welsnam fluviuin zwischen dem Dorfe Blumenhagen und der Stadt Schwedt, da wo der Übergang des Königsweges, der alten Heerstrasse nach Pommern, ist. Da die Welse seit 1250 die Grenze zwischen Brandenburg u. Pommern bildete, so ist es sehr erklärlich, dass die Mühle am Grenzpasse nicht ohne Befestigung sein konnte, die sie in der That auch erhalten hatte und unter deren Schutze das heutige Vierraden zuerst als Burgflecken entstand.

Adlershof empfing seinen Namen nach dem durch den Köpenicker Forst führenden Adlergestell, an dem es gelegen ist; an den hohen Bäumen desselben waren Wappen mit dem Kurfürstlichen Adler auf­gehängt. Das nahe Süssengrund heisst so wegen der Beschaffenheit des Grases, denn der Grund und Boden, im Thale der Spree belegen, ist selbst bei hohem Wasserstande den Überschwemmungen nicht ausgesetzt, ist also nicht saures Land.

Eine besondere Gruppe bei den deutschen Formen nehmen die mit Dorf gebildeten Namen ein, deren erste Bestandteile einen Vornamen enthalten. So zeigen Urkunden aus dem 13. u. 14. Jahrhundert z. B. die vollständigen deutschen Namen, die in den heutigen Namen kaum noch kenntlich sind. Basdorf 1302 Bartoldisdorp, Bollensdorf das Dorf eines Boldewin, Diedersdorf das eines Dietrich, Egsdorf und Eggers­oder Eckersdorf das eines Eggebrecht, Fredersdorf eines Friedrich, Gersdorf eines Gerhard, Gielsdorf und Giesensdorf eines Gieselbrecht, Heinersdorf eines Heinrich, Hellersdorf eines Helwich, Hermsdorf eines Hermann, Lüdersdorf eines Lothar, Metzdorf eines Martin, Reinickendorf eines Reinecke, Rixdorf eines Richard, Wasdorf eines Wassmann, Wilmersdorf eines Wilhelm.

Besonders möge hier hervorgehoben werden, dass in der ersten urkundlichen Form für diese Siedlungen bereits völlig deutsche Namen angegeben werden; viele mögen wohl auch den Deutschen ihren Ursprung verdanken, andere mögen von Wenden erbaut, aber später, als die Deutschen sich derselben bemächtigt hatten, umgetauft worden sein; oft wurde die ursprünglich wend. Namensform in eine naheliegende beinahe gleiche deutsche umgewandelt. Wilkendorf hängt sehr wahrscheinlich