Heft 
(1894) 3
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Märkische Ortsnamen.

Von den Suffixen, die bei den von P N abgeleiteten O N sich zeigen, seien nur die wichtigsten, die in unserer Mark in vielen Hunderten von Namen auftreten, genannt: ow, itz und in.

1. Das Suffix itz wird entweder unmittelbar oder vermittelst der Silbe ov an den Stamm gehängt. In dieser Weise entstehen ähnlich wie im Deutschen ingen, ungen (Sigmaringen, Uftrungen) Patronymika, welche die Ansiedlung der Familie oder der Nachkommen der Person bezeichnen, die im Grundworte angegeben ist. Radewitsch (Z. S.) = radovici, bezeichnet also das Dorf und die Nachkommen des Rad.

2. Das Suffix ow (altslav. ovu) bildet besitzanzeigende Adjektiva und bezeichnet den von einer Person gegründeten oder eingenommenen Ort, Lochow also den Ort eines Loch genannten Mannes.

3. Dasselbe bezeichnet das Suffix in, Schlagenthin (slavetin) den Ort eines Slaveta, Gollin den Ort eines Goly.

Im Folgenden müssen wir nun die aus P N entstandenen O N völlig unberücksichtigt lassen und wenden uns nun den aus Appellativen ent­standenen zu.

Hier kann das unveränderte Substantiv im Singular oder Plural zur Ortsbezeichnung genommen werden, z. R. Wustrow aus ostrovu Insel, Ferch aus vruhu Berggipfel, oder Adjektiva werden einfach verwertet, indem ein visi (Dorf), gora (Berg), reka (Fluss), struga (Bach) zu er­gänzen sind: z borrowa (reka) der aus dem Kiefernwald (bor) kommende Fluss, sprowa, Spröva, Sprewa: Spree*), Zerna (crna) = schwarz, Glambeck (glaboku) = tief, Nauen = nova = Neu d. h. nova ves neues Dorf.

Sonst werden wie bei den P N allerlei Nachsilben angehängt, wo­durch wie bei uku, iku, ica die Verkleinerung bezeichnet wird: Brietz, Brietzig = breszko = brezika ein kleines Birkicht, Drewitz = drevice kleines Gehölz.

Das angehängte ici wie janinu, das zu jani verkürzt wird und sich in germanisierten Wörtern oft als lin oder eln darstellt, bezeichnet die Bewohner: Pohlitz = polici die auf den Feldern Wohnenden, Werbellin = vrbooljane die im Weidicht Wohnenden.**) Suffixe wie ari und niku (c. nik) bezeichnen die Bewohner nach ihrem Gewerbe: z. B. brutniki Bienenzüchter von bruti Bienenbeute, pol baré (c. brt. ein Name, der im Landbuche bei dem heute Schöpfurth, damals Schepforde genannten Orte in der Form Bardesnikker erwähnt wird.

Das angehängte ina bezeichnet den Ort, an dem die vom Grundwort genannte Sache oder Eigenschaft charakterisierend auftritt: Reppen = repina = der Ort, das Feld, wo Rüben wachsen.

*) Nach Reichl, Der Urname der Kaiserstadt Berlin. Handschrift S. 6.

**) Hey, Die slavischen O N im Königreich Sachsen. Realschuljahresbericht. Döbeln 1883. No. 6.