Heft 
(1894) 3
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Märkische Ortsnamen.

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Ferner begegnen aus zwei Worten zusammengesetzte Namen wie z. B. Belgrad aus beia + gradu = Weissenburg, Belgern aus bela + gora = Weissenberg, Dolgenbrodt dlugu + brodu Langenfurt, Naugarten =. novo hrad = Neuenburg, Zschornegosda wend. zarny gosd Schwarzwald.

Schliesslich treten vielfach mit Präpositionen gebildete Namen auf, die wichtigsten sind mezdu zwischen: (Meseritz = Mesopotamien), na auf, an: Nablath = auf, an dem Sumpfe, po bei, an: Polenzig am Sumpfe, podu unter: Pademag (wie das bei Bomst gelegene Posemockel) aus podu + mokru sumpfig, pri bei: Preilag = beim Luch, za hinter: Sablath = hinter dem Sumpfe, Sabrodt hinter der Furt, Sagar, Sagard Saude = za vod = za voda hinter dem Wasser, ve (wend. wo) + tyn um die Burg, nahe der Burg-Wettin und Wedding.*)

Die Deutungen aller dieser O N auf grund der urkundlich über­lieferten Formen lassen nun vor unsern Augen ein Bild unsrer Mark während der Slavenzeit entstehen, wie es wahrer und schöner kein Annalist geben kann, ln getreuester Weise spiegelt sich nicht blos die Landesnatur mit ihren Wäldern und Feldern, ihren Sümpfen und Seeen, ihren Pflanzen und Tieren ab, sondern sie lassen uns auch die fleissige Bevölkerung bei ihrer Arbeit kennen lernen und verschaffen uns einen Einblick in die Art und M r eise, wie sie das Land urbar machten, ihre Siedlungen anlegten und welcher Werkzeuge und Geräte sie sich dabei bedienten.

Im folgenden wollen wir nur einzelnes aus dem Bereiche der Be­waldung unsrer Heimat, ihrer Seeenfülle, ihrer früher noch weit aus­gedehnteren Sumpfflächen herausnehmen und von den Pflanzen und Tieren, die dieselbe bevölkerten, etwas einflechten.

Nicht nur unsere Mark, sondern das ganze nordöstliche Deutsch­land war früher von dichten Wäldern bedeckt, wie noch heute ein grosser Teil von Polen und Russland. Es ist deshalb nicht wunderbar, wenn so hunderte von Ortschaften ihren Namen davon erhalten haben. Unter den gebräuchlichsten Bezeichnungen steht bor der Kiefernwald obenan, daher leiten wir Bohre, Bohren, Bahren, Borke, Borkow, Burk, Burg ab. Börnecke, Börnicke aber werden nach Hey a. a. O. No. 14 von brunjakü (Lehmarbeiter), bruno (Lehm) abgeleitet. Das im Spreewald gelegene grosse Dorf Burg ist aus dem slav. bórek entstanden, und daraus ist durch Anlehnung an das deutsche Mort Burg geworden, so ähnlich wie aus Mezibor = mitten im Walde Merseburg geworden. Umgekehrt sollen die Wenden aus unserm deutschen Worte Burg bor gemacht haben, wie z. B. aus Brandenburg Brennabor und Brambor (ähnlich ist noch heute die vom Volke beliebte Aussprache beim Namen Nigenbramborg für Neubrandenburg i. Meckl.). Die ursprüngliche Namensform der Stadt,

*) Nach Reichl, a. a. O. S. 145.