72
Märkische Ortsnamen.
(= kobyl-nica) auftritt, koni (Pferd) in Könitz, doch ist mancher Name dieses Ortes wie z. B. des in Westpreussen liegenden von chojna (Kiefer) abzuleiten.
Von volu (Ochse) stammt nicht allein Wolletz, Wollup, Wollin, sondern auch der Ort Allmosen = wend. wolobus; mit Buttmann S. 122 erinnern wir hier an Volhynien, eine für das Land sehr passende Bezeichnung, denn die Ochsen von Volhynien und Podolien sollen in der ganzen Welt berühmt sein.
Von tele (Kalb) leiten wir nicht blos Schellnitz (selnica) und Tellschow, sondern auch Telz und den Namen des Kreises Teltow ab.
Mit dem Bieber, der leider bei uns im Aussterben begriffen ist, wollen wir unsere Übersicht über die Tiere schliessen. Die mit ihm zusammenhängenden O N lassen uns erkennen, dass er ehedem viel verbreiteter war als jetzt, denn zahlreich sind die Namen Bibra, Bebrow, Boberow, Bobrowo, Bobrau, Boberwitz, Bobern — und Babelsberg. Urkundlich wird letzterer nämlich Boberowberg genannt, daraus wurde im Laufe der Zeit Babertsberg, Babersberg und schliesslich Babelsberg.
Dieses in und am Wasser lebende Tier bringt uns nun zu seinem Elemente, dem Wasser, dem Flusse, dem Sumpfe.
Den allgemeinen Begriff nass mokru finden wir in den O N: Möckern, Mockritz, Mockritz, Makeritz, Mäckernitz, dem sumpfigen Teile in der Jungfernheide. Dass Pademag wie Posemockel aus der Präpos. podu und unserem Worte entstanden, hatten wir vorhin gesehen.
Der gewöhnlichste Ausdruck für eine nasse Wiese ist lug, c. luh, oserb luh, asl. lagu. Als Georg Schweinfurth die sumpfigen, von weiten Schilf- und Grasflächen umgebenen, von trägen Strömen durchzogenen Gegenden am weissen Nil kennen lernte, vermochte er diese nicht besser zu charakterisieren, als mit dem wendischen Namen „luh“*). Hiermit hangen die Namen Lugau, Dobrilugk und Preilack (= Psilug), welch letzteres der altslav. Form näher steht, zusammen. Von einem ähnlich lautenden Worte altslav. laka, oserb. nserb. luka (die Wiese) leitet man Luckau, Luckow, Luckwitz und vor allem unsere vielen Lanke und Lanken ab.
Von luza (Sumpf, Morast) kommt wahrscheinlich der Name der Lausitz, das Land der Sümpfe, daneben Lausnitz, Lauschitz. Eine Gegend bei Senftenberg heisst noch heute der Lausesumpf, luza ist hierin im deutschen Munde zu Lause geworden und dann noch einmal übersetzt durch Sumpf. Auch das Dorf Salhausen bei Senftenberg enthält das Wort luza; scheinbar ist es aus Saal und hausen zusammengesetzt, das ist aber nicht der Fall, richtiger wäre Sa lause, woraus der Deutsche dann Saal hausen machte, denn es lautet im Wend. zalz, zu-
*) Miklosich, Die slav. O N aus Appellativen, Wien 1874 unter lagu.