Heft 
(1894) 3
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Märkische Ortsnamen.

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sammengezogen aus za luzije = hinter dem Sumpfe. Hier sehen wir recht deutlich, wie schwer es ist, aus der heutigen Form den Namen zu erklären, wenn wir nicht auf die alte urkundlich überlieferte Form zurückgehen. Eine ähnliche Anlehnung an deutsche Worte erleiden Ausdrücke, die aus blatoSumpf gebildet sind, wie Wirchenblatt aus vruhu + blato (Sablath, Nablath), Plattkow, als ob die N. etwas mit Blatt oder Platt zu thun hätten.

Von jezero (See) erhalten wir die O N. Jehserigk, Jeserig, Jäser, Jesar-See bei Potsdam, Hohen- und Nieder-Jehsar, auch Klein Gäser.

Wir sind am Schlüsse unsrer Besprechung angelangt. Aber Sie würden mir, und mit Recht, den Vorwurf machen, gar nichts von dem Namen des wichtigsten Ortes der Mark, der glänzenden Hauptstadt des deutschen Reiches, gesagt zu haben.

Bekanntlich ist Berlin aus den beiden Ortschaften Kölln und Berlin zusammengewachsen. Kölln, der älteren Siedlung, wird zum ersten Male in einer Urkunde vom 28. Oktober 1237 Erwähnung gethan, worin der Name Colonia lautet. In späteren Urkunden zeigt sich die Form (1285) Colne, (1298) Cölne, (1307) Coln, (1317) Collen etc.

Herr Justizrat Dr. Reichl in Eger, dessen Handschrift: Der Urname der Kaiserstadt Berlin. Ein Beitrag zur wendischen Vorgeschichte der deutschen Reichshauptstadt (Leipzig 1892) mir durch die Güte des Herrn Vorsitzenden zur Verfügung stand, hat alle bisherigen Deutungen in diesem Werke zusammengestellt und kommt schliesslich dahin, das Wort, wie es gar nicht anders möglich ist, aus dem Slavischen zu erklären. Colne, die urk. verbürgte Form hängt zusammen mit dem asl. kolu Pflock, c. kol Pfahl, kolna Pfahlhütte, oserb. kolina Gepfähl, Verpallisa- dierung. Unter dem Einflüsse der deutschen Lautgesetze wurde kolina in die germanisirte Form Köln umgebildet. Der Begriff, der mit dem Worte kolina verknüpft ist, bezeichnet ein aus Pfählen oder Pallisaden aufgerichtetes Pfahlwerk, ein Bollwerk, eine hölzerne Befestigung. In­teressant ist, dass von dieser Verpallisadierung oder diesem Pfahlwerke, wie der um die Erforschung der Urgeschichte Berlins verdiente Vor­sitzende, Herr Stadtrat Friedel, in seiner Schrift: Vorgeschichtliche Funde aus Berlin und Umgebung (Berlin 1880) S. 20 mitteilt, sich mehr­fache Überreste erhalten haben.

Köln ist also der mit Pfahlwerk als Befestigung umgebene Ort. Aber immer noch findet die Ableitung von dem lateinischen Colonia, selbst noch in den letzten Tagen*) Anklang, weil die geschichtlich ver­bürgte Herkunft des ersten Berliner Schultheiss Marsilius aus dem Erz­stift Cöln am Rheine sowie der Name unserer Petrikirche, die demselben

*) Siehe Mitteilungen des Vereins f. d. Geschichte Berlins 1894. No. 4 S. 41.