Die Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie u. Altertumskunde. 77
Namen und die an den meisten Brandplätzen noch haftende Erinnerung ehemaliger Heiligkeit das, was jetzt nur noch Belustigung der Jugend ist, als uralte, mit Opfern verbundene, heilige Handlungen zu Ehren der Götter erkennen lassen. Welchen Göttern diese und jene angezündet wurden, welche charakteristischen Unterschiede sie trennen, und wie diese auf eine ursprüngliche Verschiedenheit des Stammes und der Volksart führen, das darzulegen erlaubte die vorgeschrittene Zeit nicht mehr. — Darauf zeigte der Geheime Rat Grempler aus Breslau zwei am Zobtenberge gefundene Bronzeschalen mit altertümlichen Zeichnungen, Stadtrat Friedel zwei kleine steinerne Amulettplättchen mit runenartigen Zeichen, Hermann Busse eine Thonflasche mit doppeltem Henkel übereinander, beide Stücke von dem eifrigen letztgenannten Altertumsforscher auf einem ostgermanischen Gräberfeld bei Wilmersdorf, Kreis Beeskow-Storkow, ausgegraben. Ferner legte Busse einen Bronzemeissei vor, aus einem gewundenen Armring gefertigt von der Insel im Liepnitz-See bei Bernau, Kreis Nieder-Barnim, ferner Ruff- Kottbus eine grosse Bronzefibel mit spiralig gewundenen Brustschildern, ein drittes solches Zierschild, zwei massive Armringe aus Bronze und eine 6 cm lange und zwei 3 cm lange Doppelspiralen aus reinstem Golde im Werte von 90 Mark, die er sammt den Bronzesachen aus einem Funde in der Nähe von Kottbus für die Sammlung der Gesellschaft gerettet hatte, von dem die andere grosse und vier kleine Goldspiralen schon eingeschmolzen waren. — Eine längere Erörterung darüber, wie weit an den Formen prähistorischer Gefässe und Geräte in der Lausitz der Einfluss der gallischen oder der sog. la-Tène-Kultur sich erkennen lasse, an der sich besonders Grempler, Jentsch und Friedel beteiligten, schloss diesen wissenschaftlichen Teil der Hauptversammlung.
Bald schloss sich daran ein frohes Mahl, das vortrefflich bereitet war, durch die heiterste Geselligkeit und ernste wie launige Trinksprüche gewürzt und durch die Teilnahme der Damen verschönt wurde, den Höhepunkt der Gemütlichkeit aber erreichte, als die von einem der namhaftesten Mitglieder des Sorauer Vereins der Niederlausitzer Gesellschaft gewidmeten „drei neuen prähistorischen Lieder“ voll des trefflichsten Humors gesungen wurden.
Am Nachmittag ging es zu Wagen und zu Fuss in den herrlichen Königlichen Forst bei Sorau, und hier wurde in einem lieblichen Waldthal, der sog. „Euterpe“, das mit Tischen und Bänken ausgestattet ist, unter den Klängen der mitgenommenen Stadtkapelle von den gastlichen Frauen ein Imbiss dargereicht.
(Dem Lübbener Anzeiger in der Hauptsache entnommen.) D. Red.
Diesseits wurde im K. Sorauer Forst das sogen. Raubschloss nahe dem Rückenberg (höchste Erhebung der Provinz Brandenburg, 242 m ü. M.) untersucht. Daran knüpfen sich allerhand legendenhafte Ausschmückungen, auf mittelalterliche Kämpfe der Sorauer und Sommerfelder bezüglich. Die BeUonnung einzelner Punkte: „Heldengrab der Sommerfelder“, „Todesthal“, „Trauerhain“, „Blutlache“, „Todten-Brücke“ sollen romantische und schauerliche Empfindungen hervorrufen. Es ist jedoch von Mauerwerk keine Spur