Heft 
(1894) 3
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Kleine Mitteilungen.

Im Garten des Kammergerichts zu Berlin hat sich einer der dort noch befindlichen über 200 Jahre alten Ka stanienbäume wieder mit frischen Blättern und Blüten bedeckt. Dieser Baum säumte mit seinen gleichalterigen Kollegen eine Chaussee ein, welche noch am Anfang des vorigen Jahrhunderts von Treptow aus nach Charlottenburg führte. Auch der Garten der Sternwarte enthält noch Reste dieser alten Allee. Mit dem Weiterausbau der Friedrichstadt wurde jene Chaussee mit in den Bebauungs­plan hineingezogen und ging als Landstrasse ein. Im Garten des Kammer­gerichts aber ist ihre Richtung durch die erwähnten sie umsäumenden Bäume noch deutlich erkennbar.

Berlin d. 22. 9. 1893. - B. T.

Die Verwünschte in Sanssouci. Zu diesem Artikel Willibald von Schulenburgs Jahrg. 2 S. 140 bemerkt unser Mitglied Herr Eduard Berts, Frankfurt a. O., Bergstr. 52a, imBär Nr. 39 vom 24, Juni 1893, dass sich der verdienstvolle Forscher in seinen bezüglichen, zuerst in Nr. 36 desBär (1893) mitgeteilten Angaben geirrt habe. Die Ariadne ist nur die Pseudo-Verwunschene, die echte dagegen, an welche die Sage sich knüpfe, sei die von Friedrich dem Grossen errichtete Bildsäule der Thetis von Glume, welche wie schon A. Ritter in derGeschichte der K. Residenzstadt Potsdam meldet, von Friedrich Wilhelm IV. durch die Ariadne ersetzt wurde. Glumes Thetis steht jetzt auf der obersten Terrasse des Orangeriehauses. Als Märchen hat Ed. Bertz die Sache unter dem Titeldie verwunschene Prinzessin imBär vom 18. Nov. 1893 S. 718 behandelt.

DasKomma in Sans-Souci. Kleinigkeitsforschern macht die über dem Schloss Friedrichs des Grossen prangende Inschrift Sans,Souci nicht selten Kopfzerbrechen. Sie verstehen nicht wie der alte Fritz statt des trait dunion oder tiret zwischen sans und souci ein Komma hat setzen können. Die Betreffenden mögen sich beruhigen, das kommaartige Zeichen ist kein Komma, sondern das bekannte französische Bindestrichelchen, welches nur im Stile des späten Rokkoko wie Alles geschnörkelt worden und daher kommaartig krumm ausgefallen ist. Gewöhnlich wird in Deutchen Schriften Sanssouci, also das Wort ohne Bindestrich geschrieben, das ist entschieden unrichtig, denn die französiche Akademie schreibt sans-coeur, sans-culotte, sans-fleur, sans-peau, sans-prendre, sans-tache und die übrigen ähnlich zu­sammengesetzten Wörter immer mit dem tiret. F.

Rudolf Mosse Stiftung. Unter dieser Bezeichnung hat der Berliner Magistrat kürzlich eine Stiftung begründet, bestehend aus 10000 Mark, welche der bekannte Verlagsbuchhändler zu dem Behufe gestiftet hat, dass daraus neuere geschichtliche Werke angekauft werden. Diese Büchersammlung wird der Magistratsbibliothek einverleibt und der öffentlichen Benutzung zugänglich gemacht werden.

Für die Redaktion: Dr Eduard Zache, Demminerstrasse 64. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten. 1

Druck von P. Stankiewicz' Buchdruckerei, Berlin, Bemburgerstrasse 14.