Bericht über die 4. (2. ausserordentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres. 83
Husiteneinfalles, ein anderer aus späterer Zeit. Von jener denkwürdigen Zeit zeugt z. B. ein Feldkochapparat, für einen ganzen Ochsen auf einmal berechnet, der aus zwei nebeneinander liegenden Bratspiessen bestellt, die durch eine Kurbel gedreht werden können, eine grosse angeblich husitische Holzschüssel, ferner Sättel, alte Feuerwaffen, Armbrüste, Pfeile, Steinbeile, Kugeln u. s. w. Sodann ist zu erwähnen eine Scliand- maske aus rotgebranntem Thon mit Ring und Kette, die um den Hals getragen wurde, während die Maske, ein rundes plumpes Gesicht, auf die Brust herabhing, ln der Mitte des Gemaches hängt von der Decke ein Leuchterweibchen zwischen Hirschgeweihen herab, es stammt aus dem alten Rathause.
Dicht neben dem Thore befindet sich der Pulverturm, welcher das Storchnest trägt, das wohl jedem, der auch nur an Bernau vorübergefahren ist, aufgefallen sein wird. Auf einem Umwege durch die Stadt gelangten wir zum Rathause. Dort zeigte uns Herr Stadtverordnetenvorsteher Wern icke mehrere alte Bücher, unter anderen ein altes Bürgerbuch, sodann ein ganz neues, noch im Entstehen begriffenes, die Chronik der Stadt Bernau, welche von Herrn Wernicke seit dem Jahre 1886 zusammengestellt wird, und welche er in diesem Herbste fertig zu stellen hofft. In diesem Werke hat Herr Wernicke vom Jahre 1232 beginnend, alles inventarisiert, was Bernau an Denkmälern und Urkunden besitzt, indem er alles genau nach Materialien ordnete. Es ist das ein verdienstvolles Werk, das von der Liebe zur Vaterstadt zeugt, und zu dem Herr Wernicke auch insofern die geeignete Persönlichkeit war, da sein Name und seine Familie sich bis zum Jahre 1475 in dem Bürgerbuch und dem Kirchenbuch zurückverfolgen lässt. In dem oberen Stockwerk des Rathauses befindet sich der Sitzungssaal der Stadtverordneten, welcher mit einer Anzahl von Gemälden und Bildern geschmückt ist. Die Mitte der Längswand ziert ein Gemälde Röchlings, das den Moment aus dem Künstlerfest des Jahres 1882 darstellt, in welchem der Kaiser Friedrich als Kronprinz gelegentlich des grossen Husitenfestes von der Treppe des Rathauses zu dem Zuge der darstellenden Künstler spricht. Ein zweites grösseres Gemälde stellt den Kampf der Brandenburger mit den Husiten vor, es rührt her von dem Maler Stürmer und wurde im Jahre 1832 vom König Friedrich Wilhelm III. geschenkt zum vierhundertjährigen Gedenktage; ausser diesen hängen mehrere Gemälde Hohen- zollern’scher Fürsten an den Wänden, sodann ein Bild Merians von Bernau und ein Bild des alten Chronisten Tobias Seiler (1681—1741). Auch die Kabinetsordre König Friedrich Wilhelms III. und das Dankschreiben Kronprinz Friedrich Wilhelms sind unter Glas und Rahmen aufgehängt.
In der Kirche gab Herr Küster Ewald einen Überblick über die Sehenswürdigkeiten derselben und ihre Bedeutung. Über die Widmung