Heft 
(1894) 3
Seite
85
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Bericht über die 4. (2. ausserordentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres. 85

und das darüber befindliche Kirchenmuseum neben mehreren Holz­schnitzereien eine grosse Anzahl Totenkronen und eine Altardecke mit Wappen von Refugies. Ausserdem wird von der alten Orgel von (15721864) eine kolossale hölzerne Pfeife mit schönem erhabenen und vergoldeten Schnitz werk auf bewahrt, an der sich folgende Widmung befindet:

Ich hab den tiefsten Bass gesungen Drei Hundert Jahre lang,

Wenn schön zur Harmonie verschlungen Der Orgelton erklang.

Steigt auch nicht mehr zu dieser Stunde Mein Brausen himmelwärts,

So ruf ich doch mit stummem Munde Die Mahnung Dir in's Herz:

Dir sind nur achtzig Jahr beschieden Auf diesem Erdenkreis;

Drum nütz' die kurze Zeit liienieden Zu Gottes Lob und Preis!

Nach der Besichtigung der Kirche wurde im Schützengarten der Kaffee eingenommen. Hierbei hiess Herr Oberprediger Fittbogen die Brandenburgia herzlich willkommen, und Herr Wernicke gab einen kurzen Abriss von der Entwicklung der Stadt. In der Einleitung verwarf er die Annahme, dass Albrecht der Bär schon in Bernau gewesen sei und die Stadt gegründet haben solle. Diese sei vielmehr wendischen Ursprungs, worauf die alte Schreibweise Bernow hindeute. Zur Stadt wurde sie 1231 erhoben, und zwar erhielt sie ihr Stadtrecht von Spandau. Schon in alter Zeit zeichneten sich die Bürger durch ihr reges gewerb­liches Treiben aus. Namentlich waren Tuchfabrikation und Bierbrauerei hier heimisch: so gab es zwischen 130 und 140 Bierbrauereien in der Stadt. Aus diesen beiden Gewerben stammt auch wohl der Wohlstand, der sich in der Ausschmückung der Kirche und in der guten Befestigung des Ortes dokumentiert. Wesentlichen Zuwachs ihrer Liegenschaften erfuhr die Stadt durch das Aussterben der Bewohner des Dorfes Liep- nitz; auf der Feldmark dieses Dorfes steht, heutiges Tages die Bernauer Hinterheide, der Boden war ein vorzügliches Ackerland, heute herrscht dort die Rotbuche vor, welche die Kiefer verdrängt hat. Die Lindower Feldmark ist auch an Bernau gefallen, ebenso die t des Dorfes Schmetz­dorf. Die Hälfte der letzteren bildet die Bürgervorderheide, und die andere Hälfte ist zu einem Erbpachtsvorwerk umgewandelt worden. Auch von dem Dorfe Schönow ist die Hälfte der Feldmark an Bernau gekommen und bildet heute die sogenannte Kämmereiheide.

Hierauf trug Herr Küster Ewald die Sage von dem alten Schäfer vor, durch dessen Treue die Stadt im Jahre 1432 vor den Husiten