Heft 
(1894) 3
Seite
87
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Bericht über die 4. (2. ausserordentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres. 87

Dies Schächtelchen mit heilgem Sand;

Den soll man streuen auf mein Grab,

Damit ich selge Ruhe hab.

Und darauf pflanzen diese Myrthe Vom Weg, den einst der gute Hirte Mit seinem Fuss betrat hienieden;

Sie deutet Segen, deutet Frieden.

Und hier, Ihr werdets nichts vermuten,

Ist Wasser aus des Jordans Fluten,

Damit will ich gewaschen sein,

Legt man mich in den Todesschrein.

Und nun, Sohn, freundlich mir gewähre,

Dass diese Ros' ich Dir verehre,

Sie ist gepflückt auf Jerichos Gestade

Und bring Dir Glück auf Deinem Siegespfade.

Zum Schluss erlaubt mir eine Bitte:

Lasst bleiben mich in Eurer Mitte Auf einige Tag' mich zu erholen,

Dann geh ich weiter, Gott befohlen.

C.: Und wo ist denn das Ziel Von Deinem Pilgerwege?

P.: In Pommern ich den Stab Zur Ruhe niederlege!

Cosca wies hierauf dem frommen Pilger die St. Georgs-Kapelle als Wohnung an und befahl seinen Leuten, ihn mit Trank und Speise zu versorgen.

So kam der Pilger nach der Kapelle zurück. Er kniete vor dem Altar nieder und hielt mit lauter Stimme sein Dankgebet und bat um ferneres Gelingen seiner Sache. Er glaubte sich allein. Aber ein Husit hatte ihn belauscht, stürzte wütend auf ihn los, fasste ihn bei der Gurgel, riss ihm ein Stück von seiner Zunge und warf ihn in das Loch das den Eingang zum unterirdischen Gang bildete. Der Pilger sammelte seine Kräfte und kam in dem Gang bis nach der Stadtkirche zurück und klopfte an die eiserne Ausgangstür. Die Bernauer fordern die Parole. Aber statt dieser vernehmen sie nur unverständliche Laute. Man denkt der Feind kommt von unten und die Thür wird doppelt stark bewacht. Es stöhnt, es ächzt, es klopft.

0 stille Gruft,

Was ist in deiner Tiefe uns verborgen?

Wie endlich die Bernauer die Thür vorsichtig öffnen, tritt mit Blut bedeckt der Pilger hervor. Er kann nicht sprechen. Aber die Schrift in der verschluckten Kugel sagt, dass am nächsten Tage, am 23. April, die Hilfe über das Dorf Ladeburg her herbeikommen werde, die Ber­nauer sollten nur zum Ausfälle bereit sein. So geschah es und der Feind wurde geschlagen.