Heft 
(1894) 3
Seite
89
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Bericht über die 4. (2. ausserordentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres. 89

Da kamen die Bewohner,

Sie kamen freudig all'

Und schenkten ihrem Paten Helltönendes Metall.

Nur eine Witwe stehet Ohn' Scherflein ganz allein:

Sie hat nichts, was sie werfe Zur Glockenspeis hinein.

Da kam ihr der Gedanke:

Du eilst zum nahen Wald Und suchst heilsame Kräuter, Die du verkaufest bald.

Und den Erlös am Gelde Bringst du der Glocke her;

Dann hast auch du gegeben Zu Gottes Lob und Ehr'!

Im Wald zischt eine Schlange Auf sie mit gift'gem Blick.

Sie fasst sie in die Schürze U n d eilt zur Stadt zurück.

Und wirft sie mit den Worten Zur Glockenspeis hinein:

Uns allen soll zum Segen Auch diese Gabe sein!

Die Glocke wird gegossen Von kunstgeübter Hand,

UndUnsere Bürgerglocke

Wird sie alsdann genannt.

Wie nun ihr mächtges Läuten Durch Wald und Felder dringt, Verziehn sich alle Schlangen Soweit der Ton erklingt!

Denn früher gab's viel Schlangen In dieser Gegend hier; Es hiess: das Städtchen habe Viel Schlangen und gut Bier!

Nun waren sie vertrieben Tief in das Land hinein.

Man schaut voll Dank zur Glocke! Man preist das Mütterlein!

Doch ach, nach vielen Jahren Da brach die Glock entzwei,

Und sieh die Schlangen kamen Dann wieder gleich herbei!

Schnell ward sie umgegossen Die Glocke mit Geschick.

Die Schlangen schwanden wieder Und kehrten nie zurück!

Dies ist die Bürgerglocke Im Turme zu Bernau,

Die mit gewaltgem Klange Ertönt durch Feld und Au.

Auch heisst sieSchlangengloeke, Und dem geübten Ohr Kommt manchmal ihr Geläute Wie heisres Zischen vor.

A. Ewald, Bernau.

Sodann toastete der 2. Vorsitzende Stadtrat Friedel auf die Herren von Bernau und dankte ihnen für das Wohlwollen, das sie uns ent­gegengebracht hätten, zuerst dem Herrn Oberprediger und der Frau Bürgermeisterin für den freundlichen Empfang; es wäre trotz des schlechten Wetters eine sehr lohnende Partie gewesen. Wir hätten ge­sehen, welche Fülle von historischen Erinnerungen die Stadt bietet und wie sorgfältig liier dieser Schatz gepflegt werde, dafür sei die Branden- burgia namentlich dem Herrn Stadtverordnetenvorsteher Wer nicke und dem Herrn Küster Ewald dankbar. Ihnen allen galt das Hoch der Gesellschaft.

Nach der Kaffeepause wurde die Besichtigung des St. Georgs- Hospitals vorgenommen, das ausserhalb der Stadt gelegen ist. Es war 1325 von der Tuchmacherinnung gestiftet worden, welche sehr reich