Heft 
(1894) 3
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90 Bericht über die 4. (2. ausserordentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres.

war, da ihr viele Gerechtsame und Dörfer gehörten; es ist diese Herrlich­keit verschwunden, die St. Georgenhaide hat der Staat eingezogen. Die Husiten haben Hospital und Kapelle zerstört, eine Inschrift der Kapelle berichtet das Datum der Zerstörung als den 28. April 1432. Alljährlich findet in der Kapelle die Feier zur Erinnerung statt, und Herr Prediger Schwengler hält die sogenannte Husitenpredigt. Der Weg führte uns von hier zunächst wieder zurück zum Westeingange der Stadt, von wo aus wir die südliche Mauer bis zu dem renovierten Turm an der Süd­ecke besichtigten. Wir bewunderten diese stattliche Mauer, die nicht die geringste Spur von Verfall zeigte, und die ganz aus erratischen Blöcken errichtet worden ist. Diese Mauern der alten märkischen Städte sind die besten Zeugen für den ehemaligen Steinreichtum unserer Mark und für die gleichmässige Verbreitung der Geschiebe auf der Oberfläche oder nahe unter derselben. Daran schloss sich der Umgang auf den alten Wällen am Nordwestrande der Stadt; nach dieser Himmelsrichtung wird die Stadt durch zwei Wälle und drei Gräben, stellenweise durch drei Wälle hintereinander geschützt, weil hier das Terrain fester Grund war, während auf der östlichen Seite, wo Sumpf und Wiese der Pauke sich ausbreiten, die Befestigungen weniger grossartig angelegt waren. Die Wälle und ihre Böschungen sind jetzt angepflanzt und bilden eine prächtige Anlage.

Die Zeit war durch diese Schätze von Sehenswürdigkeiten so sehr in Anspruch genommen worden, dass wir nur gerade noch Zeit hatten, einen kleinen Imbiss einzunehmen. Während dessen hatten wir nun noch die Ehre den Herrn Bürgermeister Pätzold in unserer Mitte zu haben.

Er gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass es uns gefallen habe und wünschte, dass wir Bernau in guter Erinnerung behalten möchten. Zum Schluss fasste der 1. Beisitzer, Dr. Bolle, in schwungvoller Rede den Eindruck des heutigen Tages zusammen und feierte den Herrn Bürger­meister nebst Gemahlin und einschliessend die übrigen Bernauer Damen, welche uns ihre Gesellschaft geschenkt hatten. Hieran schloss sich dann noch kurz vor dem Abschied das Hoch des Herrn Bürgermeisters auf die Damen der Brandenburgia. Die liebenswürdige Aufnahme und die Fülle des Gesehenen und Gebotenen sichern diesem Ausfluge im Gedächt­nis aller Teilnehmer einen festen Platz.