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Das Moabiter Fenn.
(Moor-)-Boden ungemein üppig wuchernden Gärtchens in lebhafter Erinnerung, das ich erst vor etwa 8 Jahren, nachdem die hohen Anschüttungen der neuen StrassendUmme demselben fast alle Existenzbedingungen geraubt hatten, vor den nüchternen Anforderungen der Grossstadt nicht ohne Wehmut schwinden sah. Nur nebenbei sei hier noch die Mitteilung eines glaubwürdigen Gewährsmannes angeführt, der bei Gelegenheit einer vor etwa 30 Jahren an Vatershand in diese Gegend unternommenen Streiftour die, seine kindliche Phantasie mächtig erregende, in eine der vorerwähnten Flugsandbildungen hingebaute Höhlenwohnung eines G rossstädters entdeckte, die er freilich bald darauf vergeblich wieder aufsuchte.
Heute wogt an dieser Stelle der Pulsschlag weltstädtischen Lebens, und auch die Tage jenes scheinbar vergessenen Überbleibsels vergangener Zeiten dürften sicher gezählt sein, wenn das im Prinzip bereits genehmigte, langjährige Desiderium der Moabiter Bevölkerung, nämlich eine Verbindung mit Plötzensee und Jungfernhaide im Zuge der Stromstrasse nicht ad calendas graecas verschoben wird.
Man kann wohl einem solchen winzigen Bestehen Urnatur gegenüber, welches sich mit den berechtigten Anforderungen der Neuzeit durchaus nicht in Einklang bringen lässt, kaum noch von einem in seiner Eigenart berechtigten Pflanzenleben sprechen, wenigstens nicht im vollen Sinne, aber alljährlich, wenn zur beginnenden Sommerzeit an dem schmalen, dunkel spiegelnden Gewässer die Weidenbüsche sich in frischen Blätterschmuck zu kleiden beginnen, wenn das dichte Schilf, aus dessen Schlupfwinkeln längst die geschwätzigen Kohrdommeln schwanden, üppig emporschiesst, und auf den Beeten, welche die Eisenbahn-Arbeiter in ihren Musestunden dem jungfräulichen Boden hier abgewonnen, die Gemüsepflanzen sich gedeihlichentwickeln, und solchergestalt im Gegensatz zu den starren Linien des Niitzlichkeits- prinzips in der Umgebung das subjektiv gemütliche und malerische Moment in Farbe und Form, wenn auch im kleinsten Maassstabe zum Ausdruck kommt, so freut sich der wieder einmal gewährten Gnadenfrist das empfängliche Gemüt des Naturfreundes.
Berlin im Mai 1894. W. Pütz.
Kleine Mitteilungen.
Sprachliches aus dem Heimatsgrebiet.
1. Wendische Ortsnamen. —Gustav Weisker: Slavische Sprach- reste, insbesondere Ortsnamen aus dem Havellande und den angrenzenden Teilen. I. Teil. Progr. d. Realprogymnasiums zu Rathenow 1890. 44 S. 8° wird von dem Slavisten, Ord. Prof, an der Berl. Universität Dr. Alex Brückner im Anzeiger für Deutsches Altertum und D. Litt. XIX, 3. Juli 1893 S. 268 sehr ungünstig beurteilt: „Das einzig Brauchbare dieser Arbeit besteht darin, dass die urkundlichen Nainensformen gesammelt werden. Dagegen die Erklärung der Namen selbst ist nur dort