Heft 
(1894) 3
Seite
93
Einzelbild herunterladen

Kleine Mitteilungen.

93

annähernd richtig, wo zu fehlen unmöglich war.Jedem slavischen Namen und jedem deutschen, der für slavisch ausgegeben wird wird eine topographische Beziehung erpresst; aber die grössere Hälfte sla- vischer Ortsnamen enthalten eben keinerlei topographische oder ethnographische Beziehungen, sondern sind possessiva zu Per­sonennamen, besagen somit weiter nichts. Potsdam z. B., alt Pozdupimi, ist dem Verf. = pod dubamiunter den Eichen; es ist aber adject. possess. zu Postapim (Personenname, zum verb. postapiti, wie poln. Nieustop u. a.); Schlagenthin stellt W. natürlich mit dem Namen der Slaven zusammen, es ist aber = Slawecin von dem Personennamen Slaweta (russ. Slavuta, vgl. den Namen Slavata u. a.) u. s. w. Zu einer derartigen Arbeit reicht eben die Zuhilfenahme irgend eineswendischen Wörterbuches nicht aus; wohl aber erwirbt sich der Lokalforscher, dem slavistische Kennt­nisse fehlen, unsern Dank, wenn er den mühseligeren Teil der Arbeit, das Sammeln urkundlicher Namensformen für sein Gebiet sorgfältig ausführt; die Erklärung der so gesammelten Namen mag er getrost andern überlassen.

Möge diese scharfe, aber durchaus sachgemässe Kritik Brückners recht allgemein beherzigt werden. Auf keinem Gebiet wird so gepfuscht, wie auf dem der Namenserklärung, so im Germanischen, so im Keltischen, hier einmal wieder im Wendischen. Am schlimmsten sind dergleichen dilettantische Ver­suche, wenn sie von sonst tüchtigen Forschern ausgehen. So stiften die un­reifen slavischen Deutungsversuche von E. Fidicin und II. Berghaus (in | seinen Landbüchern der Provinzen Pommern und Brandenburg) noch jetzt Unheil und Verwirrung genug. Auch in halbwissenschaftlichen und Unter­haltungs-Zeitschriften wird immer fort, fast möchte man sagen, täglich, Unsinn der bezeichneten Art gedruckt und der unkundigen, aber gläubigen Leser­schaft als bare vollgültige Münze vorgezählt. F.

2. Der Name Semnonen. Otto Bremer: Der Name Semnones (Ztsch. f. D. Altertum. 37. Bd. 1893. S. 11:) ich nehme ein verloren ge­gangenes schwaches adj. germ. *simnan an, von welchem das adverbiale as. simnon ein refiex ist und deute germ. *Simnaniz alsalle zusammen, alle insgesamt), gemeingerm. *Simnaniz lautete zu begin unserer Zeitrechnung noch *Semnaniz, also in römischer widergabe Semnones. der Name ' würde dasselbe bedeuten, was der nachmals an seiner stelle er­scheinende name Alemanni bedeutet, es ist ein zusammenfassender name für eine reihe von kleineren gauvölkern (ejusdem sanguinis popuii, Tac. Germ. 39). einen solchen namen kann ich mir nur als zusatz zu einem andern, dem eigentlichen namen des Volkes vor stellen.*) Die Semnonen gelten als der wichtigste germanische Volksbestandteil der Provinz Brandenburg.

3. Der Name Germanen. Rudolf Kögel bei einer Besprechung von Ludwig Laistners Germanischen Völkernamen, Stuttgart 1892, im Anzeiger f. D. Alt. u. D. Litt. XIX. 1. Jan. 1893 S. 10 sagt:S. 47 auch

*) Br. meint, dieser Hauptname könne verloren gegangen sein. Der Name wird fernerhin noch mit den Seidinoi (Sedini) des Ptolemaeus verglichen, einem Volks­stamm an der unteren Oder, der sich vielleicht im Namen Stettin widerspiegelt.