Kleine Mitteilungen.
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annähernd richtig, wo zu fehlen unmöglich war.“ — „Jedem slavischen Namen — und jedem deutschen, der für slavisch ausgegeben wird — wird eine topographische Beziehung erpresst; aber die grössere Hälfte sla- vischer Ortsnamen enthalten eben keinerlei topographische oder ethnographische Beziehungen, sondern sind possessiva zu Personennamen, besagen somit weiter nichts. — Potsdam z. B., alt Pozdupimi, ist dem Verf. = pod dubami „unter den Eichen“; es ist aber adject. possess. zu Postapim (Personenname, zum verb. postapiti, wie poln. Nieustop u. a.); Schlagenthin stellt W. natürlich mit dem Namen der Slaven zusammen, es ist aber = Slawecin von dem Personennamen Slaweta (russ. Slavuta, vgl. den Namen Slavata u. a.) u. s. w. Zu einer derartigen Arbeit reicht eben die Zuhilfenahme irgend eines „wendischen“ Wörterbuches nicht aus; wohl aber erwirbt sich der Lokalforscher, dem slavistische Kenntnisse fehlen, unsern Dank, wenn er den mühseligeren Teil der Arbeit, das Sammeln urkundlicher Namensformen für sein Gebiet sorgfältig ausführt; die Erklärung der so gesammelten Namen mag er getrost andern überlassen.“
Möge diese scharfe, aber durchaus sachgemässe Kritik Brückner’s recht allgemein beherzigt werden. Auf keinem Gebiet wird so gepfuscht, wie auf dem der Namenserklärung, so im Germanischen, so im Keltischen, hier einmal wieder im Wendischen. Am schlimmsten sind dergleichen dilettantische Versuche, wenn sie von sonst tüchtigen Forschern ausgehen. So stiften die unreifen slavischen Deutungsversuche von E. Fidicin und II. Berghaus (in | seinen Landbüchern der Provinzen Pommern und Brandenburg) noch jetzt Unheil und Verwirrung genug. Auch in halbwissenschaftlichen und Unterhaltungs-Zeitschriften wird immer fort, fast möchte man sagen, täglich, Unsinn der bezeichneten Art gedruckt und der unkundigen, aber gläubigen Leserschaft als bare vollgültige Münze vorgezählt. F.
2. Der Name Semnonen. — Otto Bremer: Der Name Semnones (Ztsch. f. D. Altertum. 37. Bd. 1893. S. 11:) ich nehme ein verloren gegangenes schwaches adj. germ. *simnan — an, von welchem das adverbiale as. simnon ein refiex ist und deute germ. *Simnaniz als „alle zusammen, alle insgesamt“), gemeingerm. *Simnaniz lautete zu begin unserer Zeitrechnung noch *Semnaniz, also in römischer widergabe Semnones. der Name ' würde dasselbe bedeuten, was der nachmals an seiner stelle erscheinende name Alemanni bedeutet, es ist ein zusammenfassender name für eine reihe von kleineren gauvölkern (ejusdem sanguinis popuii, Tac. Germ. 39). einen solchen namen kann ich mir nur als zusatz zu einem andern, dem eigentlichen namen des Volkes vor stellen.“*) — Die Semnonen gelten als der wichtigste germanische Volksbestandteil der Provinz Brandenburg.
3. Der Name Germanen. — Rudolf Kögel bei einer Besprechung von Ludwig Laistner’s Germanischen Völkernamen, Stuttgart 1892, im Anzeiger f. D. Alt. u. D. Litt. XIX. 1. Jan. 1893 S. 10 sagt: „S. 47 auch
*) Br. meint, dieser Hauptname könne verloren gegangen sein. Der Name wird fernerhin noch mit den Seidinoi (Sedini) des Ptolemaeus verglichen, einem Volksstamm an der unteren Oder, der sich vielleicht im Namen Stettin widerspiegelt.