Heft 
(1894) 3
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Kleine Mitteilungen.

in bezug auf das wort Germ a ni bedaure ich L. nicht beistimmen zu können so gern ich auch hier den Scharfsinn seiner darlegung anerkenne. der name Germani ist keltisch und keineswegs dazu erfunden, um deutsche Stämme zu bezeichnen, es war vielmehr ein alter keltischer volksname, die gesamtbenennung verschiedener kleiner Stämme, die am Arduenna- walde sassen: Condrusos, Eburones, Caeroesos, Paemanos qui uno nomine Germani appellantur Caes. Bell. gaJl. II. 4. und der name sagt nichts weiter aus alsbergbewohner; denn Ger-mani, oder wie das wort in anderen dialekten hiess, G ar-mani gehört zu sl. g ora f., skr. giri, zd. goiriBerg, dies geht aus Meichelb. nr 21 a. 770 hervor, hier führt der Ort Germansberg nn. von Starnberg zwei Namen:Germana vel ad monte, deren zweiter lateinischer den ersten keltischen glossiert, dazu halte man die gleichfalls bei Zeuss 59 angezogene Pliniusstelle: Oretani qui et Germani cognominantur, wo von iberischen Stämmenbe- wohnem rauher Waldgebirge die rede ist. Mit der alten Erklärung Germane gleich Ger-Mann d. i. Speer- oder Wehr-Mann und ähnlichen Ver­suchen, das Wort aus dem Altdeutschen selbst zu erklären, ist es Nichts.

4. Vermost In der Brandenburgia1892, S. 147 und S. 150 führt Herr Handtmann das volkstümliche Wortvermost zurück auf das Wort Moos, und bringt es des Weiteren in Beziehung mit dem slavischen Moch, das Moos bedeutet.

Mir ist bekannt, seit meiner Kindheit, und grade auch aus der Um­gegend von Berlin, dass man ein Wort vermost (famost) gebrauchte und noch gebraucht im Volke. Dieses Wort vermost war und ist das volkstümlich verarbeitete Wort famos. Das Wort famos gebrauchten und gebrauchen noch viele Gebildete im Sinne von ausgezeichnet, gut u. d. m. So sagt man z. B. Ein ganz famoser Kerl, d. h. ein ganz vortrefflicher Kerl (in irgend einer Beziehung). Famos kommt her von dem lateinischen Wort famosus. Sein Sinn als eines Fremdwortes im Deutschen, ist nicht mehr derselbe wie im Lateinischen bei den Körnern. Das ist eben der Schaden, den die unnötigen Fremdwörter bringen, dass sie wegen ihrer Unklarheit einen so dehnbaren Sinn annehmen. Lateinische Worte sind vielfach in unsere Umgangsprache übergegangen, so z. B. Kreatur (wohl auchKretur!), das lateinische crea- tura, das von Gebildeten wie auch im Volke gebraucht wird meist im weg­werfenden Sinn, statt des deutschen Wortes Geschöpf. Nach hundert Jahren werden natürlich solche Wörter unseren Nachkommen zum Teil ebenso lächerlich erscheinen und ebenso unwiderstehlich auf ihr Zwerchfell wirken, wie auf uns heute ähnliche Fremdwörter in Aktenstücken oder Druck­sachen des vorigen Jahrhunderts.

Das Volk hat von den Gebildeten viele Fremdwörter übernommen, aber es hat sie sich mundrecht gemacht, wie immer. Es sagt nicht famos, sondern vermost, famost, wie es sagt Kristanjenbaum und nicht Kastanjenbaum, Eklipage und nicht Equipage, Balbier und nicht Barbier, und so unzähliges mehr. Man kann nur annehmen, dass diese Vorgänge vielfach durch irgend­welche bestimmteren sprachlichen Gründe veranlasst werden und dürfte, für solche Fälle, ihre Klarlegung zur Erklärung älterer volkstümlicher Wortver-