Heft 
(1894) 3
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Kleine Mitteilungen.

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hältnisse nicht ohne Wert sein. Wie bei den Gebildeten, bedeutet dieses Wort rermost im Volke, soweit ich es kennen gelernt habe, ebenfallsvor­trefflich, ausgezeichnet u. d. m. Man sagte:Das ist ein vermoster Kerl, d. h.ein ausgezeichneter Kerl (in irgend welcher Beziehung). Kerl hat dabei nicht den geringsten schlechten Sinn. Oder man sagte:Das hat mir heute Mittag vermost geschmeckt, d. h. vortrefflich geschmeckt. Es heisst aber nicht, dass das Essen moosig irgendwie schmeckte. In Berlin sagt man auch:Ein famostes Kleid, d. h. ein schönes Kleid. Für -os hat das Volk die Endung -ost gesetzt, wie z. B. im volkstümlichen Worte verbost.

Dass die älteren Einwohner von Moabit, und das heisst doch alle früheren Bewohner von Moabit, in unserer Zeit sollten schlechtweg, im all­gemeinen,vermoste Bande bez. Kerle genannt worden sein, erscheint bis auf weiteres sehr zweifelhaft. Keineswegs, soweit meine Kenntnis von dem Worte reicht, könnte es in unserer Zeit eineSchimpftitulatur gewesen sein.

Mit Moos, dass es heissen sollte: voller Moos oder mit Moos verwachsen, hat das volkstümliche Wort vermost (famost) nichts zu thun, und demgemäss ebensowenig mit dem slavischen Worte moch (Moos). Das Wort moch ist auch jetzt noch gebräuchlich in der serbischen Sprache der Lausitzer Wenden, und ich habe auch aus dem Munde von Wenden, wenn sie deutsch sprachen, das Wort vermost gehört im Sinne von vortrefflich. Famos und famös sind nicht blos gebräuchlich bei den Gebildeten in Norddeutschland, sondern auch in Westdeutschland, z. B. am Rhein, und ich kenne einzelne alte Herren, die es mit ganz besonderer Vorliebe tagtäglich gebrauchen, z. B.famöse Luft heute, d. h. herrliche Luft;famöse Bilder, d. h. prächtige Bilder. Es wäre wunderbar, wenn das Wort nicht auch da sollte ins Volk übergegangen sein.

Audi imRichtigen Berliner wird fermoost als famos, gut erklärt. Nach Kluge trat famos um das Jahr 1700 auf, damals, wie er angiebt, im Sinne vonanrüchig, übel beschrieen, ehrlos mit der französischen Neben­form fameux.

Davermost nicht von Moos herstammt und auch nicht in Beziehung gebracht werden kann mit dem slavischen moch-, insoweit ich auf Grund meiner Kenntnis vom Gebrauch dieses Wortes im Volksmunde unsrer Zeit urteilen kann, so sind alle weiteren darauf begründeten landschaftlichen und volkstümlichen Erörterungen oder Vermutungen hinfällig.

W. v. Schulenburg.

5. Nochmals Goethe und die Markgrafensteine. Wiederholt habe ich des überaus grossen Interesses gedacht, welches Goethe für die merkwürdigen Markgrafensteine in den Rauenschen Bergen bekundet hat. Vergl. Jahrg. 1 S. 242 und Jahrg. 2 S. 147. Es ist mir heut gelungen eine 3. Stelle in Goethes Werken, Cottasche Ausgabe, Bd. 40 S. 294 aufzuflnden. In der AbhandlungGeologische Probleme und Versuch ihrer Auflösung sagt der Altmeister unter Nr. 3: die im nördlichen Deutschland umlierliegenden Granit- und andere Urgebirgsblöcke haben einen verschiedenen Ursprung.

Der nunmehr zu einem bedeutendenKunstwerk verarbeitete Landgrafenstein giebt uns das sicherste Zeugniss, dass es im nördlichen Deutschland am Urgebirg nicht fehlte.