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Kleine Mitteilungen.
Wir behaupten: dass teils zusammenhängende, teils einzeln stehende Klippen in dieser weiten und breiten Landschaft wahrscheinlich aus dem "Wasser hervorragten, dass besonders der heilige Damm die Ueberreste anzeigt einer solchen Urgebirgsreihe, welche so wie das Übrige weiter ins Land hinein, zum grösseren Teil auflöslich, nur in ihren festesten Teilen den zerstörenden Jahrtausenden entgangen ist. Daher sind die dort gefundenen seit geraumer Zeit bearbeiteten Steine von so grosser Schönheit und Wert, weil sie uns das Festeste und Edelste geognostischer Gegenstunde seit Jahrtausenden vorlegen.“ — Unter dem Landgrafenstein ist zweifellos der grosse Markgrafenstein zu verstehen, unter dem heiligen Damm das gewaltige Geschiebe- und Geröll-Lager (meist Feuerstein) beim Seebad Ilciligendamm an der mecklenburgischen Küste unweit Doberan.
Berlin, den 2G. Nov. 1893. E. Friede],
G. George Sand und der Tegeler See. George Sand (Aurore Marquise Dudevant) erwähnt den Tegeler See flüchtig. In dem 18-12 erschienenen Koman ,la comtesse de Rudolstadt“ Fortsetzung der „Consuelo“ wird geschildert, wie diese grosse Sängerin aus der ihr durch Friedrich den Grossen in der Citadelle zu Spandau bereiteten Gefangenschaft in einem Nachen über den „etang“ entflieht. Dieser Etang (wörtlich „Teich“) kann nur der Tegeler See sein. „Elle chercha des yeux la citadelle, et la vit déjà loin sombre une montagne de pierre, dans le cadre transparent de l'air et de l’onde. Hier muss man an den .1 uliusthurm, welcher aus der Spandauer Citadelle aufragt, denken. — Von dem See findet sich nur eine unbedeutende Erwähnung: il y avait, dans la placidite des eaux dormantes oü la brise agitait de nombreux herbages aquatiques, quelque chose de suave qui rap- pelait les laguncs de Venise, dans les helles nuits des printemps. Was die Heldin Consuelo,damals bereits Gräfin Rudolstadt, anlangt so wird in derselben die berühmte Mara geh. Schmehling (geh. 1749 zu Kassel f 1833 in Keval) vermuthet, welche 1770—1780 hei der K. Oper in Berlin angestellt, in letzterm Jahr ungnädig verabschiedet wurde. Wenn diese Voraussetzung richtig ist, so hat sich George Sand sehr willkürliche ungeschichtliche Ausschmückungen des allerdings höchst bewegten Lebens der Künstlerin erlaubt
E. Fr.
7. Die „Zwölfen“, dieser Ausdruck für die heiligen Tage zwischen Weihnachten und drei Könige (vgl. m. Mitth. im Jahrg. 2 S. 92), wird in der Mark „Zwölwen“ ausgesprochen; daraus dürfte das Wort „die Zwölften“, welches man in Berlin und anderen Städten der Mark hört, erst eigentlich also missverständlich, gebildet worden sein. Ähnlich hört man statt „elf“ bei uns „elwe“ sagen. E. Fr.
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