Heft 
(1894) 3
Seite
99
Einzelbild herunterladen

Bericht über die 5. (3. ausserordentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres. 99

Baumgestalten, bald auf fremdartig anmutenden exotischen Pflanzen­wuchs höchst verschiedener Zonen; wie lag es, mit breitem Schatten wechselnd, auf pfauendurchschweiftem Rasen, über dem nur von Wenigen gekannte Coniferen ihre Häupter wiegten; wie glitzerte es über den Wassern des schwandurchfurchten, azaleenumblühten Teichs. So jung diese Pflanzungen noch sind, so prachtvoll haben sie sich bereits ent­wickelt; aber wieviel mehr versprechen sie erst für die Zukunft.

Ganz erfüllt von dem Genuss einer so schönen Scenerie, ruhte es sich wohlig auf der geräumigen Veranda und auf dem Schmuckplatze davor. Die Gastlichkeit des Hauses hatte reichlich für Kaffee, Kuchen und für den erfrischenden Trunk gesorgt. Man hätte sich in heiterem Gespräch auch ohne oratorische Leistung wohl befunden; da eine solche indes zu denGepflogenheiten des Vereins bei Exkursionen gehört und gewisse Explikationen über Dies und .lenes der Örtlichkeit nicht ungern gehört werden, so fanden ein Paar dem Genius loci geweihte schlichte Worte auch diesmal geneigtes Ohr.

Fast fürchte ich dass der Vortragende identisch mit dem Schreiber dieses nach Verlauf voller vier Wochen von dem Gesagten das Anregendste vielleicht vergessen hat. Es war ihm zu Gute gekommen, dass er als vieljähriger Freund des Hauses sprechen durfte und von manchem Detail des Betriebes Kenntnis hatte. Bestimmt schwebt mir vor wie er damit begann, sich vor mythologischen Gewalten zu ver­neigen, wie er Flora, Pomona, Silvan und die Hamadryaden anrief, von Ceres dagegen erklärte, dieselbe sei belnifs der Eröffnung der grossen landwirtschaftlichen Ausstellung im nahen Treptow zurückgeblieben. Dergestalter Einleitung zufolge wäre weiterer poetischer Schwung zu erwarten gewesen. Es scheint indes, der Redner sei verständig genug gewesen , ortsgemässen praktischen Angaben den Vorzug vor schönen Phrasen zu geben.

Einen Rückblick indess vergönnte er sich auf die einstmals hier sich ausbreitende altberliner Merika, in deren prangender Wildnis vor Zeiten die Grenzen städtischer Bannmeile mit denen der Güter des Templer­ordens, nicht immer streitlos, Zusammenflüssen. Erwähnt ward für eine näherliegende Epoche der Dohnenstrich unseres Magistrats in und seine Bienengärten an der benachbarten Köllner Spreeheide. Wehmütig an­gehaucht erschien die Erinnerung an die unlängst verschwundene wilde Blütenpracht jener floristisch berühmten Rudower Wiesen, die hei den zeitgenössischen Botanikern älteren Datums noch in frischem Andenken stehen. Denn man muss wissen: gerade hier häuften sich einmal im Überfluss die Schätze nicht allein der märkischen, nein der deutschen Flora überhaupt; hieher als Zielpunkt richteten sich die ergiebigsten Herbori- sationen. Was bot nicht allein die einzige Familie der Orchideen an Stand-

7 *