1Q0 Bericht über die 5. (3. ausserordentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres.
orten von Seltenheiten dar; eines gewissen wundervollen Gladiolus, der für die Mark wenigstens unwiederbringlich verloren scheint, garnicht zu gedenken*).
So war denn die Statte für exquisiten Pflanzenwuchs ein von jeher prädestinirter Boden. Freuen wir uns darüber, dass, wie Vieles und Kostbares immerhin der Kultur zum Opfer fallen musste, doch die Blumengöttin hier nicht wie andernorts so vielfach, vor der Industrie ganz weichen sollte. Nein, sie hat nur ein anderes Kleid angelegt, noch dazu ein weit reicheres als das von Alters her uns vertraute. Nur glossartiger geformt lächelt uns ihr Antlitz heut noch, wie vor Jahren, unentwegt entgegen.
Die Firma Späth gehört einer der ältesten Gärtnerfamilien Berlins an; von den deutschen wenigstens kommt ihr nicht eine an historischem Klang gleich, während sie nah an das Alter mehrerer unserer grossen Kultivateurs aus Refugiekreisen hinanreicht. Pietätsvoll lesen wir in der Halle des Hauses ehrenwerte Namen von Vorfahren auf bürgerlichen Ahnentafeln lapidar eingeschrieben. Im Jahre 1720 war es ein Christian Späth, der am Johannistisch eine Gärtnerei anlegte. Dessen Sohn C. F. Späth verlegte 1758 das Geschäft nach der Köpenicker Strasse 154, woselbst dasselbe länger als ein Jahrhundert durch geblüht und bis 1890 fortbestanden hat. Das hübsche einstöckige Haus mit seinem Vorgarten voller Pflanzen südländischen Gepräges steht gewis Vielen von uns noch in frischer Erinnerung.
Hatte einstmals die im älteren Berlin fast mehr hoch als heut gepflegte Topfpflanzenkultur, sowie diejenige von Blumenzwiebeln auf den der Familie eigenen Grundstücken des „Köpenicker Feldes“ vorgewaltet, so begann noch bei Lebzeiten des Vaters des jetzigen Chefs ein geschäftlicher Umschwung, der sich in schneller Steigerung aller Verhältnisse zu Gunsten des Baumschulwesens jeder Art vollzog.
Wir verweilen einen Augenblick lang bei dem Andenken eben dieses Vaters, des seligen Herrn Ludwig Späth, der zumal im späteren Lebensalter zu den bekannteren Charakterfiguren Berlins, dies Wort im besten Sinne genommen, gehört hat. In der Floristik verewigt eine ihm gewidmete, überaus schöne Spielart des Flieders seinen über’s Grab hinaus geehrten Ruf. In den Gärten von Neu-Britz geschieht das Gleiche, künstlerisch vollendet durch eine von liebevoller Sohneshand gestiftete Kolossalbüste.
Johann Ludwig Späth starb 90jährig am 28. April 1888 als Nestor der Berliner Gärtnerei. In gebundener Rede ist damals von ihm gesagt worden:
*) Gladiolus Bouchéamus, v. Schlechtd., G. pratensis, Dietr.; G. palustris, Gaud.