Heft 
(1894) 3
Seite
101
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Bericht über die 5. (3. ausserordentliche) Versammlung des 3. Vereiusjahres. 101

Wer ists der, ein Berliner, als ältsten Reitersmann Im Thiergarten zu schann ihn, sich gerne nicht entsann?

Die Hand am sichren Zügel, das Haupt schlohweiss umwallt,

Den Fuss so fest im Bügel man hielt ihn kaum für alt!

(C. B.)

Hohe Befähigung für Hortikultur, ferner seine Liebe zur Pflanzen­welt, seine unerschütterliche Redlichkeit in Geschäften und sein per­sönlich liebenswertes Wesen Alles dies bei hoch gesteigerter Gunst äusserer Verhältnisse haben sich in vollstem Maass auf den Sohn des Verewigten, Herrn Rath Franz Späth vererbt, welchen die deutsche Gartenkunst zur Stunde wohl ihren glänzendsten Vertreter nennen darf. Von ihm ward durch Ankauf einer Fläche von anfangs nicht mehr als 17 Morgen innerhalb der Gemarkung Britz der Grund zu den jetzt welt­berühmten Baumschulen gelegt. Allmählich haben sich dieselben vermöge käuflicher Erwerbung von verschiedenen Besitzern zu ihrem heutigen bedeutenden Umfang vergrössert.

Zwei hochaufgeschossene Lärchenbäume vor dem alten Gärtner­hause markieren als vegetative Zeugen das früheste Datum des Beginns dieser Pflanzungen.

Es erlangen innerhalb derselben auf entwässertem Wiesenboden die Bäume ein ganz vorzügliches Wurzelvermögen. Tiefe Gräben dienen zur Prämierung und grenzen zugleich mit den Fahr- und Fusswegen die Kulturquartiere von einander ab, deren nordwestlich gelegenes auf Grund seines schwarz-humosen Bodens ausschliesslich zum Anbau von Nadel­hölzern dient. Etwa zwei Drittel des Gesamtareals umfassen die Form­obst- und die Alleebäume; das übrige Terrain nehmen seltnere Gehölze, Rosen und Weinreben, dann auch Beerenobst, Blumenzwiebeln, Maiblumen und Spargel ein. Für Bewässerung ist durch Aufstellung eines Wind­motors nebst entsprechenden Vorrichtungen gesorgt. Während des vor­jährigen überaus trockenen Sommers lieferte ausserdem ein Pulsometer in der Stunde 40 Kubikmeter Wasser aus einem 60 Fass tiefen Brunnen. Das gesammte Baumschul-Areal mit über 1000 rechteckigen Quartieren, von je 1000 2000 Quadratmetern Umfang umgiebt teils ein Drahtzaun, teils eine lebendige Hecke, hri englischen Styl nach Familien geordnet, bildet der dendrologische Garten mit seinen über 4000 Gehölzarten und Varietäten eine der vollständigsten unter den in Europa vorhandenen Sammlungen solcher Art.

Das Obstsortinient ist grossenteils ebenfalls in dem unweit des Wohnhauses befindlichen Formobstgarten vereint, anderenteils aber auch anderweitig in der Baumschule verteilt. Von Sorten werden massenweis nur diejenigen gezogen, welche vom Pomologenverein zur Anpflanzung in ganz Deutschland empfohlen worden sind oder die als Neuheiten von hier aus zur Verbreitung gelangen.

Behufs Vermehrung des sehr reichhaltigen Laubholz- und Coniferen-