Kleine Mitteilungen.
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3. Ich habe vor wenig Tagen eine zweite Coronella laevis (= austriaca) erhalten, welche im Sommer d. J. bei Wallwitz, Gebiet an die Gubener Stadtheide anstossend, gefangen worden ist.
Guben, 7. Dez. 1893. Carl Gander.
4. Laubfrosch (Hyla arborea). Im September 1890 griff ich auf dem Fenn zwischen Hundekehle und Jagdschloss G runewald nahe der zur Bade-Anstalt der Gardeschützen führenden Moor-Brücke einen jungen Laubfrosch im Grase. Interessant war es mir, in diesem Jahre die Nach- ahmungs- und Anpassungskünste (Mimicry) desselben zu beobachten, indem das Tier innerhalb vier Wochen im August und September die äussere Farbe mehrmals änderte. Mein Sohn Erwin hält die Hyla in einem cylindrischen Glase, dessen Boden mit ausgestochenem Rasen bedeckt ist. Während des August starb das Grün ab und wurde gelbbraun. In demselben Maasse verfärbte sich der Frosch, indem das Grasgrün des Rückens mattgrün wurde und gelbbraune Flecke erhielt. Als das absterbende Gras fast ganz gelbbraun geworden, war auch das Tier ganz gelbbraun. Im September erhielt das Glas frischen grünen Rasen und nach wenigen Tagen hatte der Laubfrosch ein vollkommen frischgrünes Kleidchen an. Derselbe frisst nur lebende Fliegen, die er zumeist vom Grase aus belauert und im Springen erhascht. So klein das Glas, so schwer ist es, sobald er seine Rückenfarbe dem Kolorit des Grases angepasst hat, ihn zu entdecken. Dies kommt dem Frosch offenbar bei der Fliegenjagd zu statten, die Fliegen übersehen ihn und er vermag sie viel besser zu beschleichen, als wenn seine Farbe von der seiner Umgebung abweicht. Dies scheint mir die natürliche Erklärung seiner wiederholten Verfärbung und hierin sehe ich recht eigentlich einen Fall der Mimicry im Darwinschen Sinne.
Berlin, 5. Dec. 1893. E. Friedel.
5. Die glatte Natter, Coronella austriaca, die bei uns in der
Provinz Brandenburg derartig selten ist, dass jeder Fund vorläufig noch veröffentlicht zn werden verdient, ist meinerseits öfters im Vivarium gehalten worden. Diese Schlangen verschlingen mit Gier Eidechsen, selbst die grosse Grüneidechse (Laccrta viridis), so dass der lange Schwanz dieser Echse oft noch lange Zeit zum Maul der Coronella heraushängt, die daher nicht ohne Grund mitunter „Sch lingna tter“ genannt wird. Wegen ihres jähzornigen Charakters heisst sie auch „Jach-Natter“. Meine Exemplare stammten alle vom Schlossberg bei Oderberg in der M ark, wo man sie in der prallen Mittagshitze des Sommers auf Steingeröll sich sonnen lindet. Ihr Fang erfordert grosse Geschicklichkeit. Ein Exemplar von dort, welches ich bereits Monate lang im Terrarium pflegte, fuhr, als ich das letztere reinigte, aus. seinem steinernen Unterschlupf in Wuth hervor und biss mich, allerdings ganz ungefährlich, in die Hand. E. Friedel.