Heft 
(1894) 3
Seite
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Kleine Mitteilungen.

Neben der Fischerei der märkischen Wenden lesen wir aus ihren Ort- schaftsbezeiehnungen auch manches von ihrer Zeidlerei und ihrer Viehzucht. Nebeneinander stehen hier die Teltower Dorfnamen Telz (von dem Wenden­wort für Kalb, tschechisch telce) und Stolpe, im 12. Jahrhundert Stolp ge­nannt. Letzterer Name, mehrfach in NO.-Deutschland wiederkehrend, be­deutet eine Säule, unter deren Form die Slawen den Weless oder Woloss, ihren Schutzgott der Viehherden, verehrten.

Für die Fortsetzung der in Rede stehenden verdienstlichen Arbeit wäre zu wünschen, dass der Verfasser nicht allzubescheiden verfahre in der An­erkennung von früheren Erklärungsversuchen, auch wenn sie offenbar sprach­lich ungerechtfertigt erscheinen. Das ähnelt zu leicht einem im schädlichen Sinn parteilosen Eklektizismus und macht zumal den Laien blind gegen das Gewicht der grösseren Autorität. Es genügte z. B. vollkommen, den Namen Baberow (oberhalb Neuendorf in der Nuthe-Niederung) als Biberort zu deuten, da auch der grosse Slawist Miklosichden Boberow bei Potsdam auf den tschechisch-polnischen Ausdruck für Bibar, bobr, vertrauenswürdig bezieht. Das a statt o braucht uns nicht zu stören, denn der Vokal des Namens wechselte (gerade wie im Deutschen, vergl. Bibar, Bebra, engl. beaver) in den slawischen Sprachen; im Niederlausitzer Wendisch heisst der Biber beber, und Babersberg (ältere Form für das berühmt gewordene Babelsberg) kommt auch als Boberowberg vor. Wozu nun der sachlich wie sprachlich so gut begründeten Hinleitung von Baberow auf den Biber die sichtlich verfehlte, das r des Dorfnamens gar nicht berücksichtigende, Berghaussche Deutung auf baba (slawische Göttin, Welterschafferin) hinzufligen, wie es S. 6 geschieht?

Von sprachwidrigen Etymologien deutscher Namen ist dem Referenten nur aufgestossen die von Herzhorn (S. 27). Wenn diese Wüstung schon im 14. und 15. Jahrhundert als Hertzhorn und Hershorn vorkommt, kann sie unmöglich (im niederdeutschen Norden!) vom althochdeutschen hart (Wald) benannt sein.

Sonst ist gerade die linguistische und historisch quellenmässigc Genauig­keit des Verfassers zu loben. Sie lässt sich z. B. durch die slawisierende Variante Tempelow für Tempelhof nicht von der allein richtigen Beziehung auf denHof des Templerordens abbringen, noch weniger durchReichs- dorf (1540) für Rixdorf auf Abwege führen. Die Entwicklungsreihe Richard­dorp (1360), Richerstorff (1450), Richsdorf (1543), Ricksdorf (1801) beweist, dass in dem Namen des Berliner Vororts sich der harte k-ähnliche Guttural­laut des altdeutschen ch aus dem Namen Richard und Richs gekürzt wie Friedrich zu Fritz, Ludwig zu Lutz) noch auffallend treu erhalten hat.

Bericht über die Hauptversammlung des Vereins für die Geschichte der Neumark zu Königsberg N./M. am 9. und 10. Sept. 1893. Schon am Sonnabend den 9. mittags trafen die ersten auswärtigen Besucher ein, gleich­zeitig mit dem eigentlichen Spiritus rector des Vereins, dem unermüdlichen Oberlehrer Herrn Dr. van Niessen aus Stettin, 4 Herren aus Berlin, Stadtrat Friedel, Gustos Buchholz, Künne und Maurer, welche sofort nach Klein- Mantel fuhren, um im Parke des Herrn von Saldern und zwar an dem