Kleine Mitteilungen.
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zeit zahlreiche noch ungedruckte Urkunden über geschichtliche Verhältnisse der Neumark. Mit dem Archivar ist schon ein Vertrag wegen Herausgabe derselben geschlossen, die bewilligte Summe reicht aber nicht aus, wrnil die Zahl der gefundenen Urkunden wesentlich grösser ist, als erwartet wurde. Der fehlende Betrag wurde bewilligt, doch ist gegründete Aussicht vorhanden, dass, irren wir nicht, aus Staatsfonds eine wesentliche Beihülfe gewährt werden wird. In Breslau befinden sich wohl wenige Urkunden der erwähnten Art, wohl aber scheinen dieselben in Berlin, au den verschiedensten Stellen zerstreut, vorhanden zu sein. Welche Kosten die Hebung dieser Schätze verursachen würde, lässt sich vorher auch nicht annähernd bestimmen. Vorläufig wurde der Vorstand bevollmächtigt, bis zu 500 Mk. für diesen Zweck aufzuwenden, und in einem Ausschreiben zur Sammlung und Herausgabe derartiger Schriftstücke aufzufordern.
Eine Vorlage, dahin zu wirken, dass eine Registrierung von Kirchenbüchern und Pfarrarchiven stattfinde, wovon man sich viele und wichtige Ergebnisse für die Geschichte der Neumark verspricht, wurde angenommen und zwar wurde auf Empfehlung der Herren v. Niessen und Friedel beschlossen, zuerst mit dem Kreise Soldin einen Versuch zu machen, da dieser nicht zu gross und man in ihm eines freundlichen Entgegenkommens sicher sei. Gelingt dieser Versuch, so wird man auf der gewonnenen Grundlage fortfahren. Zum Schluss besprach Herr Dr. van Niessen, dem bei Begründung der einzelnen Vorlagen die Hauptarbeit zugefallen war, einzelne jüngst erschienene Bücher, welche den siebenjährigen Krieg, insbesondere die Schlacht bei Zorndorf behandeln. Die Arbeit des Herrn Dr. Schwartz, welche sich mehr auf kulturhistorischem Boden bewegt, wurde lobend hervorgehoben, die eines russischen Autors als nicht objektiv bezeichnet.
Nach Beendigung der Sitzung und nachdem ein kurzer Frühschoppen genommen war, begann die Besichtigung der Kunstdenkmäler der Stadt und der im Rathaus veranstalteten Ausstellung von Altertümern.
Im Magistratszimmer waren zahlreiche Urkunden ausgestellt, um deren Ordnung sich Herr Oberlehrer Dr. Ilgen verdient gemacht hat. Die älteste, aus dem Jahre 1271 stammend, betrifft die ersten, eine Reihe anderer aus dem 13. Jahrhundert bis 1345 beziehen sich auf Verleihung von Mühlenrechten u. dergl.; besonders interessant ist eine, in welcher den Königsbergern auf der Röhrike und von da auf der Oder bis Stettin und ebenso zurück völlig freie Schifffahrt gewährt wird. Auch eine Urkunde, in welcher ein 10jähriger Landfriede abgeschlossen wird, ist vorhanden, kaiserliche und fürstliche Privilegien werden urkundlich bestätigt, auch „Urpheden“, die von Gegnern der Stadt geschworen worden sind, hat man geschrieben und gesiegelt aufbewahrt. Es sind ausserdem noch 8 Kisten voll späterer Urkunden vorhanden, alle aus dem städtischen Archiv mit zum Teil schön erhaltenen Wachssiegeln, teils aber auch in sehr defektem Zustande und ganz ungeordnet. Es ist dadurch von Neuem der Gedanke angeregt worden, der schon früher wiederholt im Magistrat und in der Stadtverordnetenversammlung erörtert worden ist, nämlich das städtische Archiv durch einen Sachverständigen ordnen zu lassen. Es hatten ferner ausgestellt: