Heft 
(1894) 3
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Kleine Mitteilungen.

Herr Seminarlehrer Hindenburg: einige alte, prachtvoll erhaltene Stein­waffen, deren Alter nach dem Ausspruch von Kennern auf über 2000 Jahre geschätzt werden darf.

Herr von Knobelsdorf: 1 alte Lampe und 1 alte silberne Münze.

Herr Baurat von Rutkowski: mehrere sehr gut erhaltene Versteinerungen, die derselbe dem Märkischen Museum als Geschenk zugewendet.

Die hiesige jüdische Gemeinde: einen mit herrlicher Seiden- und Gold­stickerei versehenen Synagogen-Vorhang aus dem Jahre 1707.

Herr Küster Mahlow hatte eine besonders reiche Sammlung von Schriften und Bildern über Königsberg zur Ansicht hergegeben, so eine Kehr- bergsche Chronik mit Bildern; Beschreibungen einiger wichtiger Bauwerke der Stadt, des Neubaues des Turmes bis zur Einweihung 1861, der zweiten Abtragung der Pyramide, deren neuer Aufbau und der Renovirung der Kirche bis zur Einweihung 1881; Ansicht der Stadt Königsberg vom Jahre 1058: Ansichten von Königsberg, des Innern der Kirche, des Turmes vom Jahre 1058, 1833 und wie er jetzt ist, und ein Gemälde des eingestürzten Turmes vom 2. Juni 1843.

Frau Lehrer Voigt aus dem Nachlasse ihres verstorbenen Mannes: das Modell einer Steinkiste aus einer altheidnischen Begräbnisstätte, ferner einige Abbildungen von Verzierungen am Rathause, eine Kehrberg'sche Chronik und eine Biographie des Grossen Kurfürsten aus dem Jahre 1730 (Verfasser Seyler).

Fräulein Hartig: 1 Amulet und 1 Musterbuch mit schönen Seidenstickereien. Herr Ratsherr Weise: 1 Garben-Bindeknüppel mit eingeschnittenen Buch­staben, welcher die besondere Aufmerksamkeit der Herren vom Märkischen Museum erregte.

Herr Futh: eine Sammlung von Diluvial-Geschieben bezw. -Versteinerungen, welche in der Umgebung Königsbergs gesammelt sind, sowie auch Petrefakten aus anderen Formationen, ferner eine Mineralien- und Konchylien-Sammlung.

Herr Tischler Meissner: eine sehr schön erhaltene alte Bibel vom Jahre 1080.

Nachmittags 4 Uhr hielt in der Aula des Seminars Herr Dr. van Niessen vor einer zahlreichen Zuhörerschaft den angekündigten Vortrag über: Die Monstrosität der Märkischen Rechtszustände im 17. Jahrhundert. Wir hoffen, dass derselbe demnächst veröffentlicht wird; er illustrierte in schlagender Weise die Rechtsunsicherheit derguten alten Zeit an dem Beispiele der Stadt Reetz. In der Stadt die. Herrschaft und Gerichtsbarkeit des Kats, letz­tere wenigstens in erster Instanz, vor den Thoren die Macht zuerst des Klosters, und als dieses verweltlicht war, die des Amtmannes, welchen der Staat dort eingesetzt hatte, der Staat, welcher den Begriff der Fiskalität in engherzigster Weise auffasste, und bei den unaufhörlichen Konflikten in Bezug auf Besitz, Fischereigerechtigkeit, Jagd u. dergl. stets gegen die Stadt Partei nahm. Er verfuhr ebenso rücksichtsvoll gegen die mächtige Familie v. Wedell, welcher Reetz verpfändet war und die sich so als Herrin der Stadt fühlte, dass sie in Schriftstücken ganz wie der Landesfürst den Rat mit:Liebe, Getreue, anzureden wagte. Erst Friedrich Wilhelm der Erste