Kleine Mitteilungen.
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Die Mittagsgöttin (Pschesponiza).
Eine Romanze aus dem Spreewalde.
Von Max Bittrich, Forst (Lausitz).
Der Habsuchts-Bauer zahlt sein Gold:
Von ferne her der Donner rollt.
So starr die Luft, so starr der Mann!
Der Geiz hält ihn in schwerem Bann.
Die Wetterwolken ziehen fort, —
Kein Regen! Baum und Strauch verdorrt.
Der Bauer schlürft durch dürren Sand Und rudert hin im Sonnenbrand.
Die Ernte bringt er selber ein;
Nicht Knecht, nicht Magd darf bei ihm sein.
Er sichelt das Getreidemeer, —
Die Sonne steigt, der Kopf wird schwer.
Die Luft erfüllt Libell’n-Gesumm,
Nun geht die Mittagsgöttin um.
Und rührt sich sonst nicht eine Hand, —
Des Habsuchtsbauers unverwandt.
„Ha! Pschesponiza? Dummer Spuk!
Es war einmal! .... Altweiber-Trug!“
Und als er’s denkt und als er’s spricht . . . . Was weht heran? —Welch’ Traumgesicht! _
Der Sichel Gold blinkt in der Hand Und rauschend wallt ihr licht’ Gewand.
Das Haupt ist kornblumblau umrankt.
Der Mann erstarrt; er weicht und wankt.
Sie fragt — Das Leben lässt als Preis,
Wer flugs nicht gute Antwort weiss.
Doch wer zwei Stunden sagt und spricht Vom Bau des Flachses, der stirbt nicht. —
Er sprach und stammelte und sann; Verzehrend wird der Göttin Bann.
Die Sinne fliehn, die Hand wird matt, —
Ein Röcheln! Eine Todtenstatt!
Die heil’ge Mittagszeit entweicht!
Von hinnen Pschesponiza schleicht.