Issue 
(1894) 3
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130 Bericht Ober die 6. (4. ausserordentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres.

nonnnen und unter seines kaiserlichen Vaters mächtiger Protektion die von fremden Fürsten losgerissenen Gebietsteile wieder unter seinem Scepter vereinigt. Nach dem Tode seines Vaters setzte dessen Nachfolger, Kaiser Karl IV., als unversöhnlichster Gegner der Wittelsbacher alle Hebel in Bewegung, um dem ihm verhassten Ludwig die Mark Branden­burg zu entreissen. Erwünschte Gelegenheit dazu bot ihm das Auftreten des Müllers Jacob Rehbock aus Hundeluft, dem die Geschichte den Namen desfalschen Waldemar beigelegt hat. Unterstützt durch eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Markgrafen, bei dem er längere Zeit als Leibknappe im Dienst gestanden, gab er sich für den Totgeglaubten aus. Eine fremde Leiche sei an Stelle seiner im Kloster Chorin bestattet worden, während er, von Gewissensbissen darüber gepeinigt, dass er mit seiner Gemahlin in zu nahem Grade verwandt gewesen, eine Pilgerfahrt nach Palästina angetreten habe. Nach langen Jahren zurückgekehrt, wolle er sein unter der Willkürherrschaft der fremden Baiern seufzendes Land befreien und die Regierung über dasselbe wieder übernehmen.

Mit wunderbarer Schnelligkeit erklärten sich die meisten Städte, selbst Berlin und Kölln, für ihn; am 2. Oktober 1348 wurde er vom Kaiser mit den Marken belehnt.

Die Kunde von der Rückkehr des bei ihnen bestatteten Markgrafen mag die Mönche nicht wenig überrascht haben, doch fügte Chorin sich in das Unvermeidliche und unterwarf sich dem Pseudo-Waldemar, bis Karl IV. seinen Schützling aus politischen Gründen wieder fallen liess und den Markgrafen Ludwig zurückberief.

Von da ab, und aus der Zeit der Hohenzollern, sind uns nur wenige urkundliche Nachrichten über das Kloster erhalten geblieben. Seine Äbte, die zu den vornehmsten Prälaten des Landes zählten, nahmen an allen wichtigen Verhandlungen teil. So finden wir denn in dem Reverse vom 29. August 1442, in welchem die aufrührerischen Städte Berlin und Kölln ihre Unterwerfung erklären und dem Kurfürsten (Friedrich II.) das Land zum Schlossbau an der Langen Brücke abtreten, neben dem Lehniner Abte Johann, auch denHerrn Tobias, Apt to Coryn als Zeugen aufgeführt. Ebenso in der Urkunde vom 19. Juni 1448, laut welcher beide Städte sich aufs neue dem Kurfürsten unterwerfen.

Ein langer Zeitraum bis zur Einführung der Reformation und der damit erfolgten Auflösung des Klosters lässt uns ebenfalls ohne wesentliche Nachrichten über dasselbe. Nur die älteren Mönche ver­blieben seitdem noch an der ihnen lieb gewordenen Stätte, die übrigen, sofern sie nicht zur neuen Lehre übergetreten, griffen zum Pilgerstabe.

Bezüglich der Äbte findet sich in der letzten Klosterurkunde vom Sonntag Palmarum 1542, laut welcher dem Städtchen Nieder-Finow noch sämtliche Privilegien bestätigt werden, der Name des Abtes Brixius vor. Er war somit der letzte der nachweisbar 23 Choriner Äbte, von denen