Bericht über die 6. (4. ausserordentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres. 131
nur ein einziger Grabstein, der in der Wand des nördlichen Querschiffes eingemauerte des Abtes Thomas, sich vorfindet. Dieser Grabstein mag eine spätere Ausnahme von dem sonst üblichen Brauche gewesen sein; denn nacli den strengen Kegeln der Einfachheit dieses Ordens zierte kein Denkmal mit prunkender Inschrift die Ruhestätte der Äbte. So wurden in der um 1290 errichteten Cistercienser Klosterkirche zu Neuzelle die schlichten schwarzen Brettersärge in die Seitenstollen der unter der Kapelle der Äbte befindlichen „Abtsgruft“ hineingeschoben, durch eine schwache Steinwand zugeschlossen und in den nassen Kalk nur die Anfangsbuchstaben des Namens und das Datum des Todes der hier Beigesetzten eingeritzt.
Nach Einführung der Reformation ging das nunmehrige kurfürstliche Kammergut Chorin am 29. September 1543 mit seinem gesamten Areal an Casper v. Köckeritz, den Amtsmann Joachims II., wiederkäuflich über. Später in kurfürstlichen Besitz zurückgelangt, wurde es als Lehen ausgegeben oder mit anderen Kammergütern vereinigt.
Wie so manches Kloster während der Schrecknisse des dreissig- jährigen Krieges an den Rand des Verdei’bens gelangte, so auch sah das Choriner 1635 sich durch die Schweden verwüstet. Um die Mitte des Jahrhunderts zeitweilig im Besitz des Joachimsthalschen Gymnasiums, wurde es 1680 durch eingewanderte Walionen besiedelt, und diente dann im Jahre 1706 als Invalidenhaus. Bald darauf durch eine Feuersbrunst heimgesucht, stürzte im Niedergange des Jahrhunderts ein Teil der Gewölbe ein, bis endlich durch Umwandlung des Klosterareals in eine Domäne leidlichere Zustände eintraten.
Von der Kirche waren nur noch die mächtigen Umfassungsmauern vorhanden; in den weiten leeren Raum „schauten des Himmels Wolken hoch hinein“.
So sah Schinkel im Jahre 1817 das verfallene Gotteshaus. Auf Verwendung beim König Friedrich Wilhelm III. erhielt dasselbe, elf Jahre später, einen neuen Dachstuhl von 340 Fuss Länge, wodurch es wenigstens gegen die Unbillen der Witterung geschützt wurde.
Die neuerdings erfolgte umfangreiche Renovierung liess die Überreste des hochehrwürdigen Denkmals — nächst der alma mater Lehnin die zweitgrösste Klosterkirche in der ganzen Mark — mit seiner herrlichen, reich gegliederten Westfront in alter Schönheit wieder erstehen. —
Nach dem Vortrage machte Herr Hegemeister a. D. Raatz Mitteilung über das gelegentlich der Renovierung erfolgte Auffinden von vier noch erhalten gebliebenen Grüften mit Skeletten in der „Fürstengruft“ unter dem hohen Chor. Der Vorsitzende erwähnte der Sage, die unser Ehrenmitglied, Herr Gymnasial-Direktor Professor Dr. W. Schw artz in seinen „Sagen pp. des Mark Brandenburg“ von den „stummen Fröschen“