Issue 
(1894) 3
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132 Bericht tlhcr (He 0. (4. ausserordentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres.

im Choriner See mitgeteilt. Auf das Gebet der frommen, in ihrer An­dacht durch das Gequak der Frösche gestörten Klosterbrüder sollen jene verwünscht worden sein, also, dass man in der Runde keinen Frosch mehr höre, so viele ihrer auch seien. Hierzu bemerkte Herr Raatz, dass sich allerdings kein Gequak von Fröschen vernehmen lasse, weil solche im See überhaupt nicht vorhanden sind. Die Tiefe desselben, die der Höhe der Klosterkirche entsprechen soll, und die dadurch erzeugte Külte des Wassers verhindern eine Ansiedelung dieser Amphibien. Das Entstehen der Sage lasse sich darauf zurückführen, dass man sich in früheren Zeiten kein Gewässer ohne Frösche denken konnte, das Ver­stummen derselben im Choriner See mithin auf eine besondere Ver­anlassung zurückgeführt werden musste.

Unter Führung desselben Herrn erfolgte nunmehr ein Rundgang durch den Kirchenraum und einige der ebenfalls renovierten Kloster- raume. Von letzteren wurde zunächst, derFürstensaal mit seinem von einer Mittelsäule getragenen Kreuzgewölbe und den schwachen Finrissen einer umfangreichen, alter nicht mit Bestimmtheit zu deutenden Wand­malerei betreten. Die nach dem heutigen Forstgarten zu gelegene Ein­gangspforte dieses Raumes, der lediglich zum Empfange der Randes- herrschaft diente, welche die Gastfreundschaft des wohlhabenden Klosters öfters in Anspruch nahm, blieb sonst stets verschlossen. Durch eine zweite Pforte gelangten die fürstlichen Personen unmittelbar in den ge­schlossenen Kreuzgang, der von jedem passiert werden musste, um an dem Hochaltar vorüber in das Gotteshaus zu gelangen. Es wurden ferner besichtigt die seit 1843 zu kirchlichen Zwecken eingerichtete, Kapelle (vermutlich die frühere Bibliothek), und das weite, jetzt zu Wirtschafts­räumen umgewandelte Refektorium mit seinen schön konstruierten Ge­wölben. Range verweilten die Teilnehmer in den prächtig angelegten Forstgarten, wo die majestätische Westfront der Kirche mit ihren schönen Ziegel-Ornamenten den Blick gefesselt hielt. Dann gings, vorüber an dem Denkmal für die 1870 71 im Kampfe gefallenen Forstmänner, nach derneuen Waldschänke und von dort nach dem sogenanntenWein­berg. Einige kompakte Mauerreste, die im Dickicht am Wege auf­ragten, gehörten unstreitig der Klosterbefestigung an, wie solche auch anderwärts zum Schutze gegen feindliche Einfälle errichtet waren.

Vom Plateau desWeinberges bot sich den Blicken ein herrliches Panorama dar, in dem am fernen Horizonte die Türme von Anger­münde, Freienwalde und Eberswalde aufragten. Eine kurze Rast in deralten Klosterschänke dann wurde der Rückweg nach dem Bahnhof angetreten.