Zur Veiclitierkunde der Provinz Brandenburg.
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meinem Befunde des Ufer-Auswurfs und des Schleppnetzes noch immer gänzlich. Das Tier, welches im gewöhnlichen Zimmeraquarium schwer zu erhalten ist, liebt weiches, stilles Wasser mit leicht muddigem Grunde und mässiger Bekrautung (z. B. von kanadischer Wasserpest). Die Wassertiefe betrügt in der Regel 30 bis 100 cm.
Noch im vorigen Jahre vermochte ich auf der Nordseite des Müggel- see’s zwischen der Biologischen Station und der Rahnsdorfer Mühle Litho- glyphus nicht zu finden. Am 28. August 1894 sammelte ich dagegen am Südufer des Kleinen Müggelsee’s überein Dutzend Exemplare und ein Exemplar am Ufer des Grossen Müggelsee’s östlich der sogen. Dorfstelle Thyren.
Auf das Sorgfältigste habe ich die Schichtungen der gewaltigen Schaltierlager am Südufer der Müggel, die vom Wellenschlag, vom Sturmwind und vom Eisschub aufgehöht werden und meist aus Schalen der Dreyssena polymorpha (= Tichogonia Chemnitzii) bestehend, an manchen Stellen sich nach Jahrgängen der Anhäufung unterscheiden lassen, durchforscht, ohne eine Spur des Lithoglyphus zu finden; ich bin überzeugt, dass das Tier höchstens seit 3 bis 5 Jahren in dem vom Spreestrom durchflossenen Müggel- See auftritt.
Bei einer dreistündigen Umwanderung des grossen Schwielowsee’s, den die Havel in der Richtung Kaput—Baumgartenbrück durchströmt, am 28. August 1894, habe ich in den Schalenlagern den Lithoglyphus nicht entdecken können; er scheint, obwohl für ihn geeigneter Grund dort vorhanden ist, noch zu fehlen. Denselben negativen Befund habe ich bei der Untersuchung beider Havelufer von Spandau bis Potsdam, einschliesslich des Wannsee’s, bislang feststellen müssen. Ich lade zu fortgesetzter Beobachtung der Verbreitung des L. naticoides ein, da dieselbe heimatkundlich und biologisch von grossem Interesse ist.
Berlin, 1. Sept. 1894. E. Friedel.
10. Weinbergs-Schnecke. Auf dem Sommerfeld’sclien Berge zu Oderberg in der Mark ist Helix pomatia L., die essbare Weinbergsschnecke, sehr häufig. Unser Mitglied H. Maurer hatte das ungewöhnliche Glück, vor meinen Augen am Pfingstmontag den 14. Mai 1894 ein ausgewachsenes linksgewundenes Exemplar zu ttnden. Aus der Provinz Brandenburg ist kein Hund einer links gewundenen Weinbergsschnecke bekannt, überhaupt gehören dergl. Vorkommnisse zu den grössten Seltenheiten. Ich erhalte das Tier einstweilen im Terrarium lebendig; später wird es der Sammlung des Märkischen Museums einverleibt werden. In den sogen. Kunst- und Raritäten- Kammern des 17. und 18. Jahrhunderts wurden dergleichen Abnormitäten mit besonderer Vorliebe gesammelt. So erwähnt der Professor Regel, welcher 1782 eine Reise von Quedlinburg nach Thüringen machte und dabei dergl. Sammlungen besuchte, bei einer derselben vornehmlich die vielen abnorm linksgewundenen Schnecken darunter Helix pomatia. (Vgl. „Aus der Heimat“, Sonntagsblatt des Nordhäuser Courier, 3. Sept. 1893.)
Berlin, 20. Mai 1894. E. Friedei.
11. Helix candicans Ziegler (= obvia Hartmann), eine flache zierliche Trockenschnecke, welche Stein a. a. O. sehr gut abbildet, aber mit der bei