Kleine Mitteilungen.
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in Bekmanns „Mark Brandenburg“ das erste Kapitel des zweiten Teiles: „Von den Altertümern der Mark* zu lesen, um wahrzunehmen, eine wie lange Tradition schon im vorigen Jahrhundert für die Beobachtung und historische Auffassung vorgeschichtlicher Objekte bestand. Allerdings war die Beurteilung der Fundgegenstände, die Ansicht von ihrem Ursprung und ihrer ehemaligen Verwendung eine höchst naive. So kühl und verständig Bekmann über diese Momente denkt, so abenteuerlich dachten die Gelehrten des 16. und 17. Jahrhunderts darüber. Aberglaube und Unkenntnis mischten sich in ihrem Urteil zu einem wunderlichen Ganzen.
Im Folgenden geben wir ein Beispiel davon. Es ist um so bezeichnender, als es einem Buch entstammt, in dem sein Autor weniger die mühseligen Resultate seines Denkens als die eiligen Früchte einer ausgebreiteten Lektüre niedergelegt hat. Wir vernehmen so nicht die Meinung eines einzelnen, sondern die Auffassung ganzer Generationen.
Wir geben es an dieser Stelle, weil, was wir hören, in doppeltem Sinne von landesgeschichtlicher Bedeutung ist. Einmal werden in ihm diejenigen Orte unserer Heimatprovinz genannt, die noch heute die typischen Fundstätten von Urnen mit ihren Beigaben sind, dann ist der Autor des Buches, aus dem wir citiren, ein Märker. Das Werk führt nach der Sitte der Zeit einen umständlichen, mit Gelehrsamkeit prunkenden Titel, von dem hier anzuführen genügt: g „Anthropodemus Plutonicus Das ist, Eine Neue Welt-beschreibun Von allerley Wunderbahren Menschen Als da seyn Die Alpmännergen, Schröteln, Nachtmähren, Bergmännerlein, Wichtelin usw. Auctore M. Johanne Praetorio Zetlingä-Palaeo-Marchita P. L. C. Magdeburg 1666.“
Johannes Praetorius, früher Hans Schultz e geheissen, stammte aus Zetlingen in der Altmark, wo er am 22 . Oktober 1630 als der Sohn des Dorfkrügers geboren wurde. Er starb 1680 in Leipzig, an dessen Universität er Magister war. Als Publicist war er Dichter, Humorist, Naturforscher und Historiker, besonders aber war sein Interesse dem Zauberwesen und dem mythischen Volksglauben zugewandt, auf welchem Gebiete er allein eine ganze Litteratur schuf. Er war ein professioneller Buchmacher und Vielschreiber. Wissen wir doch von 39 Werken, die er in einer kaum dreissig- jährigen Schriftstellerei verfasst hat, unter denen die meisten Bände grössten Umfanges sind. Möglicher Weise ist aber damit die Zahl seiner Produkte noch nicht erschöpft. Allerdings pflügte er mit fremdem Kalbe und war nicht viel mehr als ein Compilator. Sein Standpunkt in den Schriften, die das Zauber- Gespenster- Hexenwesen oder andere Erscheinungen der dritten Welt behandeln, war ein rationalistisch-abergläubischer. Sein Biograph in der „Allgemeinen deutschen Biographie“, - Friedrich Zarncke, cliarakteri siert ihn folgendermassen: „Praetorius ist ein wütender Feind eines gewissen Kreises abergläubischer Anschauungen, wie sie das gewöhnliche tägliche Leben zu beherrschen pflegen. Gegen diese zieht er spottend und scheltend zu Felde und seiner redseligen Feindschaft verdanken wir ein wahrhaft unerschöpfliches Register derselben. Aber dabei steckt er selber tief im Aberglauben, sobald derselbe nur eine Art religiöses, wissenschaftliches oder gelehrtes Gewand trägt. So sind die Astrologie und die Chiromantie, die Metoposcopie, der Glaube an Hexen und Zauberei für ihn unumstösslich
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