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Kleine Mitteilungen.
sicher, sie sind teils Mittel des Teufels, verwerflich aber in Wirklichkeit vorhanden, und er hat dickste Bände daran gewendet, sie kennen zu lehren und zu verbreiten. Ein mystischer Glaube an die durch kein Gesetz gebundene göttliche Weisheit beherrscht ihn dabei.“ Im „Anthropodemus“ erzählt Praetorius eine Fülle von Geschichten und Anekdoten, deren Mittelpunkt Geistererscheimingen bilden. Auch hier glaubt er an das, was er berichtet, aber er sieht in den Erscheinungen nicht die Personen selbst, die sie darstellen, sondern verschiedene Rollen des Teufels, der dieses Mittel benutzt, um die Menschen zu schädigen oder zu verderben.
Seine Schriften sind eine reiche, noch durchaus nicht ausgeschöpfte (Quelle für die deutsche Mythologie und den deutschen Volksglauben vgl. E. Mogk in Pauls Grundriss für germanische Philologie I 986; II, 2, 267. Seinem „Glückstopf“ entnahmen die Hriider Grimm für ihre Sammlung wörtlich eine Sage. Kein geringerer als Goethe griff auf der Suche nach poetischen Stoffen oder Motiven nach seinen Hervorbringungen, und der Stoff der Ballade „Der getreue Eckart“ ist aus einer seiner Schriften, den „Saturnalia“ geschöpft. Goethe Jahrbuch 9, 235. Und zwei andre von ihnen zog Goethe heran, als es sich fiir ihn darum handelte, für seinen Faust Studien auf dem Gebiete der mythischen Volksanschauungen zu machen. Und gerade dem Buch, dem wir die nun folgende Stelle entnehmen, wurde die hohe Gunst zu teil, zur Gestaltung unseres grössten dichterischen Werkes beizutragen, indem es für die Walpurgisnacht des ersten Teiles des Faust, vielleicht auch für die des zweiten Motive lieferte. Vgl. die Weimarer Ausgabe von Goethes Werken Bd. 11 S. 300 (Erich Schmidt) und Georg Witkowski, D. Walpurgisnacht im ersten Teile von Goethes Faust, Leipzig 1891 S. 23 f. Die Stelle (S. 51 ff.) lautet:
„Wer wolte hierzu nicht bringen die Urnas fossiles, oder (wie sie vom Schwenckfeldio lib. 3. Fossil. Siles. p. m. 106. 407 mit folgender Beschreibung genannt werden) Erd-Töpffe, gewachsene Töpffe, Zwergtöpffe, deren Halss ingemein enge ist, und der Hauch dicke, davon auch etliche nur einen Henkel oder Handgriff, etliche zwey ja drey haben. Etliche seynd mit Stürtzen bedecket, etliche nicht. Etliche seynd Ascherfarbe, etliche gelb, etliche roth: In dem sie traun an der Farbe und Grösse untereinander sehr unähnlich seyn. Solche werden an den meisten Oertern bey Guben, Sora, Sommelfeld etc. auss der Erden gegraben, und seynd schier feuchte, weich und thonicht. So bald sie aber an die Lufft kommen, werden sie ziemlich hart. Der gemeine Mann saget, dass sie in die Erde wachsen. Viel glauben, dass die Zwerge sich vor diesem solcher gebrauchet haben. Die Gelahrten vermuthen, dass daselbsten die Begräbnüsse der Heyden gewesen seyn, welche, weil sie keine Urnas gehabt, sich solcher Töpffe bedienet betten, drinnen sie unterdessen die Asche, das Feuer, die übrigen Beine, und was vom Holtzhauffen hinterlassen worden, wenn sie, an statt unserer Begrabung, ihre Anverwandten verbrandt haben, zum Zeichen der letzten Liebe geschüttet, dass sie hernach mit einander in ein Loch oder Sande verscharret haben. Confer meine antiquitätische Karte. Bey Christoff Richtern im Calend. 1662 stehet dieses: In Gross-Polen bey der Stadt Snenum, ist eine unglaubliche Sache zu sehen, dass nehmlieh Töpffe, Fässer, Krüge und allerhand Gattung irdenes Geschirres von sich selbsten wachsen, und auss der Erde gegraben