Issue 
(1894) 3
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146
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Kleine Mitteilungen.

Weidlich wundert mich um so mehr, wie mein alter Sagengenosse und Hausfreund, Herr W. v. Schulenburg, S. 9-1 und 95 d. J. einen Rettungs­versuch für jene verlorene Sache anstellt.

Ganz richtig freilich macht Hr. v. Sch. durauf aufmerksam, wie viel und gern der Volksdialekt unverstandene Fremdwörter verdreht. Wer weiss das nicht? Ich erinnere z. B. nur anErsatzspiel stattHasardspiel Vierraden i. d. Uckermark,Kreolin stattKrinoline Kreis Königs­berg,zundersch stattstündlich bezw.stundenweis u. s. w. u. s. w.

Ebenso richtig erinnert H. v. Sch. daran, dass gebildete Herren famos und famös = prächtig, herrlich, gebrauchen und dass ab und zu einer derselben auf den Umtausch invermoost verfällt. Ganz recht: als ich 1860 Berliner Student war, thaten wir solches auch; wir waren damals als Kinder unserer Zeit und unserer Umgebung mit in den Wirbel ober- flächlichen Treibens und Zierens hineingezogen, der leider Gottes in der sogenannten Berliner Luft geistig verstanden! zu allen Zeiten unheil­voll genug sein Wesen hat. Was nun der Student nicht auseinanderhielt, das lernte der geprüfte Mann ausserhalb Berlins in unmittelbarer Verbindung mit dem einfachen Volksleben wieder unterscheiden, unterstützt durch die inzwischen verarbeiteten Sprachkenntnisse und durch die wieder aufwachende Kindheitserinnerung.

Unsereiner, in der Dorfschule unter Arbeiterkindern und Bauernjungen herangewachsen, denkt und spricht eben in den Nüancen dieser Volksklasse ein Deutsch, insbesondere ein lokal bestimmtes Platt­deutsch, welches auch mit dem grössten Fleiss keinGebildeter sich an­zueignen vermag. Man lernt so etwas eben nur instinktiv auf dem Gefühls­wege! Da ist es eben so ein Stück, unterscheiden zu können, was der sog. Ungebildete meint, wenn erfamoss bezw.famost sagt und wenn er das ähnlich klingendevermoost über die Lippen gehen lässt. Der von Herrn v. Sch. angeführteKluge und andererichtige Berliner waren leider zu dumm, als dass sie das alteinheimische Wortvermoost verstanden hätten. Statt sich Mühe zu geben, demselben auf den Grund zu kommen, fremd­hudelten sie sich dasselbe nach dem latino-französisch eingeschlepptenfamo- susfameux zurecht, und nun hiess es ohne Prüfung weiter bis zu unseren Tagen hin nach der volkstümlichen Regellof du un der Deibel!.

Herr v. Sch. behauptet kühn:Da vermoost nicht von Moos herstammt u. s. w. Den Nachweis dafür freilich spart er sich! Hat er die Seiten 148-50 im Jahrg. 1892 nicht gelesen? Zu meinem Kindheitsgenossen wie später zu meinem Kirchgemeindegenossen an der Oder, im Warthebruche, in verschie­denen landrätlichen Kreisen der Neumark, in Teltow und Zauche gehörten Wiesenkolonisten und Torfarbeiter in Menge, welche das Wortvermoost sowohl im eigentlichen Wiesengrundsinne, wie im übertragenen Sinne =er- tragreich, folglichgut, reich gebrauchten. Und ich gebrauchte es mit ihnen in unserer Gesprächsgemeinschaft.

Schade, dass die Kenntnis der niederlausitzer Wendensprache, welche sich Herr v. Sch. während seines Aufenthalts zu Burg angeeignet hat, ihn nicht zum Vergleich mit der slavischen Hauptsprache, der russischen, führte. Im Russischen treffen wir nämlich neben der gewöhnlichen Form MoxaBaruä