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Kleine Mitteilungen.
Weidlich wundert mich um so mehr, wie mein alter Sagengenosse und Hausfreund, Herr W. v. Schulenburg, S. 9-1 und 95 d. J. einen Rettungsversuch für jene verlorene Sache anstellt.
Ganz richtig freilich macht Hr. v. Sch. durauf aufmerksam, wie viel und gern der Volksdialekt unverstandene Fremdwörter verdreht. Wer weiss das nicht? Ich erinnere z. B. nur an „Ersatzspiel“ statt „Hasardspiel“ — Vierraden i. d. Uckermark, — „Kreolin“ statt „Krinoline“ — Kreis Königsberg, — „zundersch“ statt „stündlich“ bezw. „stundenweis“ u. s. w. u. s. w.
Ebenso richtig erinnert H. v. Sch. daran, dass „ gebildete Herren“ famos und famös = prächtig, herrlich, gebrauchen und dass ab und zu einer derselben auf den Umtausch in „vermoost“ verfällt. Ganz recht: als ich 1860 Berliner Student war, thaten wir solches auch; wir waren damals als Kinder unserer Zeit und unserer Umgebung mit in den Wirbel ober- flächlichen Treibens und Zierens hineingezogen, der leider Gottes in der sogenannten Berliner Luft — geistig verstanden! — zu allen Zeiten unheilvoll genug sein Wesen hat. Was nun der Student nicht auseinanderhielt, das lernte der geprüfte Mann ausserhalb Berlins in unmittelbarer Verbindung mit dem einfachen Volksleben wieder unterscheiden, unterstützt durch die inzwischen verarbeiteten Sprachkenntnisse und durch die wieder aufwachende Kindheitserinnerung.
Unsereiner, in der Dorfschule unter Arbeiterkindern und Bauernjungen herangewachsen, denkt und spricht eben in den Nüancen dieser Volksklasse ein Deutsch, insbesondere ein lokal bestimmtes Plattdeutsch, welches auch mit dem grössten Fleiss kein „Gebildeter“ sich anzueignen vermag. Man lernt so etwas eben nur instinktiv auf dem Gefühlswege! Da ist es eben so ein Stück, unterscheiden zu können, was der sog. „Ungebildete“ meint, wenn er „famoss“ bezw. „famost“ sagt und wenn er das ähnlich klingende „vermoost“ über die Lippen gehen lässt. Der von Herrn v. Sch. angeführte „Kluge“ und andere „richtige Berliner“ waren leider zu dumm, als dass sie das alteinheimische Wort „vermoost“ verstanden hätten. Statt sich Mühe zu geben, demselben auf den Grund zu kommen, fremdhudelten sie sich dasselbe nach dem latino-französisch eingeschleppten „famo- sus“ — „fameux“ zurecht, und nun hiess es ohne Prüfung weiter bis zu unseren Tagen hin nach der volkstümlichen Regel „lof du un der Deibel!“.
Herr v. Sch. behauptet kühn: „Da vermoost nicht von Moos herstammt“ u. s. w. Den Nachweis dafür freilich spart er sich! Hat er die Seiten 148-50 im Jahrg. 1892 nicht gelesen? Zu meinem Kindheitsgenossen wie später zu meinem Kirchgemeindegenossen an der Oder, im Warthebruche, in verschiedenen landrätlichen Kreisen der Neumark, in Teltow und Zauche gehörten Wiesenkolonisten und Torfarbeiter in Menge, welche das Wort „vermoost“ sowohl im eigentlichen Wiesengrundsinne, wie im übertragenen Sinne = „er- tragreich“, folglich „gut, reich“ gebrauchten. Und ich gebrauchte es mit ihnen in unserer Gesprächsgemeinschaft.
Schade, dass die Kenntnis der niederlausitzer Wendensprache, welche sich Herr v. Sch. während seines Aufenthalts zu Burg angeeignet hat, ihn nicht zum Vergleich mit der slavischen Hauptsprache, der russischen, führte. Im Russischen treffen wir nämlich neben der gewöhnlichen Form MoxaBaruä