Issue 
(1894) 3
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Frageknsten.

Niederstadt nach dem Original angefertigten Abschrift von dem trefflichen Lokalforscher Otto Tschirsch. Sie geben uns erwünschte Daten über den Verlauf des Krieges, erweitern sich aber, indem sie uns in das intimste Familienleben des Pfarrers und seine Hauswirtschaft blicken lassen, zu einem lebendigen Bilde jener bewegten Zeit überhaupt. Zugleich geben sie eine zwar unbewusste, aber um so treffendere, tief gehende Charakteristik des Aufzeichners, eines gelehrten, aber leidenschaftlichen, zanksüchtigen Mannes, der wie er in Sorau mit seinem Herrn zerfiel, so in Brandenburg mit dem Rat und seinen Kollegen in heftige Zwistigkeiten geriet. Aus Rücksichten der Diskretion, die gegenüber den geheimen Selbstbekenntnissen des Pfarrers geboten erschien, dann weil er mit den Ranuverhältnissen zu rechnen hatte, endlich wohl auch wegen der Einförmigkeit der Aufzeichnungen und ihres ungleichen Wertes begnügt sich T. mit einer Auswahl der Notizen, begleitet sie aber mit einer ganz vortrefflichen Einleitung, mit guten erläuternden An­merkungen und ebenso wichtigen wie interessanten Beilagen.

In der Einleitung baut er aus den Eintragungen mit sicherer Gestaltungs­kraft eine Charakterschilderung des Garcaeus auf, die uns eine starke, eigen­artige Natur erkennen lässt und auch der humoristischen Lichter nicht entbehrt. Die Vorgänge der Zeit: Die Kipper- und Wipper-Bewegungen und die

Religionsstreitigkeiten, die sich aus Anlass von Johann Sigismunds Übertritt zur reformierten Kirche erhoben, lässt er nicht aus dem Auge. Wir erfahren, dass Garcaeus sich im Gegensätze zur Majorität seiner Gemeinde auf die Seite des Kurfürsten stellte, von dem er auch in der Opposition gegen seine streng lutherischen Kollegen und die ebenso gesinnten Mitglieder des Rates unterstützt wurde.

Die Beilagen enthalten mehrere kurfürstliche Rescripte und Patente, statistische Zusammenstellungen über die Einwohnerzahl Brandenburgs und benachbarter Städte in jenen Zeiten, über Lebensmittelpreise u. dgl. Diese geben uns die rascheste und lebendigste Vorstellung von den furchtbaren Folgen, die der Krieg für unsere engste Heimat damals und noch für lange hatte. Von den Rescripten ist das erste, das Joh. Sigismund gegen die fron- dierenden Kollegen des Garcaeus erliess, ein Prachtstück. ln seiner kräftigen Sprache, seiner derben Offenheit, seinem Sarkasmus mutet es uns wie ein Vorklang jener berühmten Kabinetsverfügungen Friedrichs d. Gr. an.

O. Pniower.

Fragekasten.

Was bedeutet der Parchent in Luckau? Ein eigenartiges Wort ist mir hier aufgefallen. Man findet es nur bei in der Stadt wohnenden Luckauern, während in den Vorstädten das Wort nur wenig bekannt ist. Es istParchent oderBarchent. Man bezeichnet damit die an der Stadt­mauer liegenden, bis an den Stadtgraben reichenden Gärten. Für den zwischen Wohnhaus und Stadtmauer liegenden Teil hat man keine besondere Bezeichnung. Woher ist das Wort abzuleiten? Luckau, 22 . IV. 94.

Lehrer Scharnweber.