Bericht über die 8. (2. öffentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres.
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Im Jahre 1670 folgte P. einem Rufe Carls XI. von Schweden an die neu errichtete Universität zu Lund, woselbst (1672 u. 73) seine beiden Epoche machenden Werke „De jure naturae et gentium“ und „De officio hominis et civis“ entstanden. Beim Ausbruch des Krieges in Schonen siedelte P. (1686) nach Stockholm über, und wurde zum Staatssekretär, Hofrat und Historiographen ernannt. Als solcher schrieb er in lateinischer Sprache zwei schwedische Geschichtswerke, denen in deutscher Sprache die „Einleitung zur Geschichte der vornehmsten Reiche und Staaten“ folgte.
Der Ruf dieses ausgezeichneten Gelehrten bewog den Grossen Kurfürsten, ihn für den Staatsdienst zu gewinnen. P. folgte der Aufforderung und trat wenige Monate vor dem Tode Friedrich Wilhelms seine neue Stellung in Berlin als Historiograph und Kammergerichtsbeisitzer an. Zwei Jahre darauf (1690) ernannte ihn Kurfürst Friedrich III. zum Geheimrat, 1694 erfolgte durch Carl XI. von Schweden seine Erhebung in den Freiherrnstand.
Auf Veranlassung seines fürstlichen Herrn schrieb v. Pufendorf nunmehr das bedeutende Werk „De rebus gestis Friderici Wilhelmi Magni“, das nebenbei eine Schilderung der kurfürstlichen Höfe enthält und grösstenteils aus den Akten des Staatsarchivs geschöpft ist. In Anerkennung dieses würdigen Denkmals seines grossen Vaters sicherte der Kurfürst dem Verfasser ein Geschenk von 10 000 Thalern mit der Bestimmung zu, dass wegen mangelnder Fonds die Auszahlung in jährlichen Raten von 1000 Thalern erfolgen sollte. P. erlebte diese Abtragung nur sechs Jahre hindurch.
Jenem Werke folgte dann dasjenige über „Die Thaten Friedrichs III.“ Einen wiederholten Auftrag, der Biograph Kaiser Leopolds zu werden, lehnte er ungeachtet der glänzendsten Versprechungen ab.
Hochgeehrt wegen seiner Gelehrsamkeit, seines Geistes und ehrenwerten Charakters, verstarb P. am 26. Oktober 1694 zu Berlin, betrauert von seiner hinterbliebenen Witwe. Mit grosser Feierlichkeit wurde das Leichenbegängnis im Beisein des kurfürstlichen Hofes begangen.
Unter den Epitaphien bedeutender Männer in der Nicolaikirche befindet sich auch das Pufendorfsche, dessen Inschrift der Nachwelt verkündet, dass der Ruf des hier Schlummernden den Erdkreis erfüllte. Zu seines Namens Gedächtnis wird, auf Veranlassung unseres zweiten Vorsitzenden, Geh. Regierungs- und Stadtrat Friedel, eine Strasse im Nordosten der aufgestiegenen Kaiserstadt den Namen „Pufendorf- strasse“ erhalten.
Der Redner hatte das in seiner Sammlung befindliche, von J. v. Munnikhuysen prächtig gestochene Bildnis von Pufendorfs ausgestellt.