Veneta.
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erhalten. Am Südostturm sind die Ausübungen der Staatsgewalt personifiziert, Versinnbildlichungen der Wehrkraft zu Wasser und zu Lande, der Rechtspflege und der Staatskunst durch die Bildhauer Maison in München und Volz in Karlsruhe. Dem Nordostturm wurden die ethischen Elemente der Volksbildung, Unterricht und Erziehung (von Schierholz in Frankfurt a. M.) Kunst und Litteratur (von Behrens in Breslau) zugeteilt. Am Nordostturm befindet sich Handel und Industrie, und zwar die Grossindustrie und der Handel (Schiffahrt) von der Hand Eberleins in Berlin, die Elektrotechnik, die Klein- und Hausindustrie von Eberle in München modelliert. Der Südwestturm endlich zeigt Verkörperungen der Gewerbe und der Volksernährung, den Ackerbau und die Viehzucht von Lessing in Berlin und die Bierbrauerei und den Weinbau von Diez in Dresden. Die Figuren sind an drei Türmen paarweis teils Männer-, teils Frauengestalten, nur am Südwesttunn befindet sich zwischen drei Männern nur eine weibliche Gestalt, der Weinbau. An den Sockeln der Turmaufbauten sind die Namen der zur Zeit der Gründung des Reiches regierenden deutschen Fürsten eingemeisselt. Hoch oben aber über dem ganzen Gebäude funkelt die goldene Walmkuppel mit der Krone. Zum Schluss sei darauf aufmerksam gemacht, dass das neue Reichstagsgebäude in der Nähe betrachtet, gleich anderen Monumentalgebäuden (z. B. der Peterskirche in Rom) keineswegs den von ihm erwarteten Eindruck der Grossartigkeit macht. Wie gewaltig der stolze Bau ist, sieht man erst von der Höhe des Kreuzberges, von wo aus betrachtet das neue Reichshaus die übrige Hauptstadt bergartig überragt.
So stellt es nun fertig da. In seiner Echtheit und Gediegenheit ein würdiges Repräsentationsstück für den schlichten Sinn unseres Volkes, in seiner methodischen Durchbildung sicher ein künstlerisches Vorbild für lange Zeit. Gott gebe, dass von ihm nur Heil und Segen für unser Vaterland ausgelit.
Veneta III.
Von
Carl Bolle.
Maria na pencu.
( 1882 .)
Glückselig die Haide Drin Vogelruf schallt.
Dem Specht und der Wildtaub’ Gehöret der Wald.
Der Holzhäher schrecket Mit plötzlichem Schrei;
Bunt fliegt er und schimmernd Am Wandrer vorbei.
Es blinzelt der Waldkauz Aus Augen so gross.
Dort reget die Eidechs’ Sich schuppig im Moos;