Kleine Mitteilungen.
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Stammt noch von den kleinen Leuten; Wird bemerkt zumeist in Leuthen. Sonst auch sieht man sie erscheinen Mehlbestäubt, in hellem Leinen,
Wo das Wend’sche unvergessen,
Und sie gerne Kuchen essen.
Kollatsch, Mohnstrietzel und Stollen Leicht ihr durch die Finger rollen. Zeigt sich fröhlich die Alraune,
So gerät der Kuchen gut; Nimmermehr, wenn ihr das Blut Trübt etwelche üble Laune.
Kleine Mitteilungen.
Vermost (vermoost).
Auf Seite 145 und 140 hat Herr Handtmann noch einmal seine Ansichten über das Wort „vermoost“ geäussert.
Zuvörderst bemerke ich allgemeinhin, dass ich das Wort Moabit überhaupt nicht in den Kreis meiner Betrachtung gezogen habe. Im Übrigen wiederhole ich (wie schon Seite 94 dargelegt), dass das Wort vermost oder famost, soweit ich es kennen gelernt habe, in Volkskreisen und namentlich in ländlichen, von famos herkommt, im Gegensatz zur Ansicht des Herrn H., nach dessen Vermutung es von Moos herkommen soll. Solche Fremdwörter, wie ich S. 94 bemerkte, sind vielfach in das Volk eingedrungen, selbst in ganz ländliche Kreise, so, um nur eins noch hervorzuheben, das volkstümliche Wort siemulieren, simmelieren, herrührend vom lateinischen simulare, das beim Landvolk bedeutet: für sich überlegen, nachdenken, dichten (letzteres eben im volkstümlich-deutschen Sinne). Sogar sümo nier en habe ich neuerdings dafür gehört. Herr H. bemerkt irrtümlich (S. 146), dass ich geschrieben hätte, „von gebildeten Herren .... verfiele ab und zu einer derselben auf den Umtausch in „vermoost“ “. Das habe ich nicht geschrieben, sondern das Gegenteil, nämlich, dass Gebildete famos sagen, das Volk aber vermost (S. 94). Seite 146 äussert Herr H.: „Unsereiner, in der Dorfschule herangewachsen . . ., denkt und spricht eben in den Nüanzen dieser Volksklasse ein Deutsch, insbesondere ein lokal bestimmtes Plattdeutsch, welches auch mit dem grössten Fleiss kein „Gebildeter“ sich anzunehmen vermag“. Ich muss annehmen, dass Herr H., in Hinsicht auf vermost, auch mich diesen Gebildeten zugezählt wissen will. Herr H. irrt auch hier. Ich habe ausdrücklich (S. 94) erklärt: „Mir ist bekannt seit meiner Kindheit“ u. s. w. Noch in diesem Jahr hatte ich, wie beiläufig bemerkt sei, hinreichend Gelegenheit, gerade in dem Kreise Teltow (S. 146) vermost in dem von mir gekennzeichneten Sinne vorzufinden.
Was die, in Hinsicht auf die vorliegende Frage, von Herrn H. als „dumm“ bezeichneten „Kluge“ und „andere „richtige Berliner““ betrifft, so handelt es sich im letzteren Fall (fermoost, famos, schön) um das geschätzte Sammelwerk „Der richtige Berliner“, dessen Verfasser — wenn ich mich recht entsinne — im Buche selbst nicht genannt ist. Was „Kluge“ anbetrifft, so handelt es sich um ein hochwissenschaftliches Werk, nämlich das etymologische Wörterbuch von Kluge (Strassburg. 1894). Ich habe auf S. 94 geschrieben: „Nach Kluge trat famos um das Jahr 1700 auf, damals, wie er