Heft 
(1894) 3
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Kleine Mitteilungen.

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gest. zu Weimar 1553), Markgraf Georg von Brandenburg darstellend. In derselben Sammlung befindet sich,von Louis de Silvestre gemalt, ein Doppel­bild des Königs August II. von Polen und des Königs Friedrich Wilhelm I. von Preussen. Es erinnert dies an die freundschaftlichen Beziehungen, die unter dem prachtliebenden Kurfürsten August dem Starken (16941733, seit 1697 zugleich König von Polen) zwischen dem sächsischen und preussischen Hof herrschten und unter seinem Nachfolger, Kurfürst Friedrich August (17331763), in das gerade Gegenteil umschlagen sollten. Die Freundschaft war so gross, dass, als der Kurfürst und König von Polen 1728 mit dem Kurprinzen und grossem Gefolge nach Berlin kam, auch ge­legentlich einer Jagd in der Jungfernhaide auf das Wohl Königs Friedrich Wilhelms I. trank und dem Kurprinzen beständige Freudschaft mit Preussen ausdrücklich anempfahl, der preussische Monarch die Errichtung eines dieses Ereignis feiernden Denkmals anordnete.*)

5. Der Gegensatz zwischen dem Denken und Fühlen der erwähnten zwei Monarchen tritt in ihren Beziehungen zur Kunst deutlich hervor. Zeugnis dessen: die berühmten brandenburgischen Dragoner-Vasen, welche in der Porzellan- und Gefäss-Sammlung des Museum Johanneum aufgestellt sind. In der Mitte des Hauptsaals im ersten Flügel stehen auf besonderen Unter­sätzen die fast manneshohen chinesischen Vasen, welche aus der Zeit König Friedrichs I. herrührend,**) von dessen Nachfolger an August den Starken gegen ein Regiment Dragoner ausgetauscht wurden.

6. Ein anderes Andenken an den preussischen Soldatenkönig befindet sich in der bekannten, das Grüne Gewölbe genannten Königlichen Schatz­kammer; es ist ein mit den verschiedensten Arten von ostpreussischem Bernstein belegter Schrank, den der König seinem sächsischen Amtsbruder zum Geschenk gemacht hat. Dergleichen Bernsteinarbeiten waren eine Eigen­tümlichkeit Ostpreussens, sie treten seit dem Grossen Kurfürsten, hauptsächlich seit dem pracht- und kunstliebenden ersten preussischen Könige in den fürst­lichen Schlössern und Kunstkammern auf und sind meist zu Königsberg i. O., zum Teil auch in Berlin gefertigt. Gegenwärtig gehören dergleichen grössere alte Arbeiten aus Bernstein, als Schränkchen, Tische, Körbe, Häuschen, Tempel, Stillleben u. dergl. zu den Seltenheiten, da die verhältnissmässig wenigen grossen Bernstein-Arbeiten aus jener Zeit in festem Besitz von Fürsten und Museen sind. Sonderbarer und bedauerlicher Weise wird nichts be­deutendes Neues in Bernstein mehr gefertigt, woran nur die Modelaune Schuld trägt. Zu beachten ist, dass diese Bernstein-Arbeiten im Laufe der vielen Jahrzehnte bedeutend nachgedunkelt und manche Platten undurch-

*) Vergl. ZeitschriftDer Bär, Bd. 4, 1878, S. 129.

**) Unter dem Grossen Kurfürsten, der durch seinen Aufenthalt im Haag von den holländischen Liebhabereien und den von den Nippon-Fahrern mitgebrachten keramischen Schätzen Geschmack gewonnen, wurde vorzugsweise japanisches Porzellan, unter König Friedrich I. mehr chinesisches Porzellan gesammelt. Letzterer Monarch liess u. A. das berühmte Geschirr für seine Tafel fertigen, welches mit dem es be­fördernden Schiffe beim Texel unterging. Vor einigen Jahren hat man durch Taucher diese chinesischen Tafelgeschirre wieder gehoben und einen grossen Teil dem Hohen- zollern-Museum einverleibt.