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Kleine Mitteilungen.
sichtig geworden sind. Nur für den Orient und für Muselmänner werden grosse und theure Bernstein-Arbeiten noch auf Bestellung angefertigt.
7. Dieser wie gesagt leider veralteten Liebhaberei schliesse ich das Böttger-Porzellan an, zu dessen Erfinder Preussen und Kursachsen gemeinschaftliche Beziehungen haben. Johann Friedrich Böttger (1682 zu Schleiz geh.) lernte als Lehrling in der Zornschen Apotheke zu Berlin, beschäftigte sich mit Chemie mit der der Alchymie eigenen phantastischen Richtung, verpulverte seinem Lehrherrn viel kostbares Material, entfernte sich deshalb 1699, wurde dann 1700 wieder in Gnaden aufgenommen, floh aber 1701, nachdem er erfahren, dass man ihn als Adepten internieren wolle, nach Wittenberg. Seine Auslieferung wurde von Sachsen verweigert und Böttger verbrachte nun in Dresden mehrere Jahre mit unnützem Experimentieren, bis der Graf von Tschirnhausen, der bereits ein farbiges Porzellan fabrizierte, dessen Erzeugnisse sehr selten geworden sind, auf die Idee kam, Böttger für nützliche keramische Zwecke zu verwenden. Endlich glückte dem Böttger das „braune Gut“ 1705, dann das „schwarze“, dann das „graue“, endlich 1709 das „weisse Gut“, das eigentliche Porzellan, welches keines künstlichen Schliffs, wie die vorerwähnten farbigen Hartbrände, bedarf. Bereits in diesem Jahre wurde etwas weisses Porzellan von Böttger's Fabrikation auf die Leipziger Messe geliefert.
In Berlin suchte man mit Böttger die Fäden wieder anzuknüpfen und es scheint, als wenn derselbe sich durch Briefe über das Porzellan-Geheimnis arg blosgestellt habe. Er wurde deshalb als Staatsgefangener eingezogen und in Dresden bis zu seinem Tode 1719 in Haft gehalten.
8. Im Verbindungsgange der K. Porzellan- und Gefässsammlung, im II. Stockwerk des Museum Johanneum, findet sich eine kostbare Folge der keramischen Frühversuche Böttger’s. In Berlin besitzen wir kostbare Proben der Böttger-Keramik vor allem im Kunstgewerbe-Museum, dann im Märkischen Provinzial-Museum, einige auch im Hohenzollern- Museum und im Berg- und Hütten-Museum der Geologischen Landesanstalt.
9. In der Dr. Spitznerschen Sammlung altmeissener Porzellans, 1400 Stück umfassend, im II. Flügel des erwähnten Dresdener Museums, ist eine gelbe Tasse mit Böttger’s Bildnis, ein hochseltenes Stück, sowie ein Teller von ihm, mit dem ältesten, japanischen Vorbildern entlehnten, jetzt wieder hervorgesuchten und beliebten Zwiebelmuster. Hierbei möchte ich bemerken, wie es nicht unwahrscheinlich ist, dass die Japaner dies Muster erst von den Holländern überkommen haben, welche damals auf der japanischen Insel Desima hausten, als die einzigen Europäer, denen ein, übrigens recht beschränkter Verkehr mit dem Inselreich des Mikado verstattet war. Wenigstens herrschte zur Zeit, als die Niederländer den alleinigen Verkehr mit Japan vermittelten, in den Niederlanden die bekannte leidenschaftliche Verehrung und Kultur der Zwiebelgewächse (Tulpen. Hyacinthen, Tazetten, Amaryllis, Krokus, Scilla u. dgl.V
10. Unter der Sammlung berlinischen Porzellans, in dem eben erwähnten Flügel, befindet sich eine mit Recht berühmte Büste der Königin