Issue 
(1894) 3
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Bericht über die 11. ( 3 . öffentliche) Versammlung des 3 . Vereinsjahres. 213

In den nahe der Eisenbahnstation Gross-Räschen an der Strecke Calau-Senftenberg gelegenen Braunkohlen-Bergwerken (so müsste man sie richtiger wie als Brannkohlen-Gruben bezeichnen, da die Hauptent­deckungen im Tagebau unter freiem Himmel gemacht werden), speziell bei den Gruben Viktoria und Marie II waren schon seit Jahren die Arbeiter mit einer gewissen Regelmässigkeit am Grunde der Braunkohlenschichten auf die Stümpfe riesenhafter, aufrechtstehender Bäume gestossen, welche überaus gut konserviert, nicht mineralisiert und nicht zu Kohle geworden und deshalb der Gewinnung der eigentlichen Braunkohle recht hinderlich sind. Durch einen Zufall erfuhr die Direktion der geologischen Landesanstalt hiervon und entsendete den Pflanzen-Paläontologen Dr. Potonié als hervorragenden Fachmann in die betreffende Gegend. Dieser Sachverständige hatte die Güte, eine grosse Anzahl von Natur­kundigen und Naturfreunden zum jüngsten Sonntag nach der Fundstelle einzuladen, woselbst die Erschienenen, darunter u. a. die Geh. Regierungs­räte Moebius, Engler und Wittmack, die Professoren Gruner, v. Martens, Magnus und Ascherson, von dem Besitzer, Baurat Hoff­mann, dem Erfinder der nach ihm benannten Hoffmannschen Ring- Ziegelöfen, auf das Herzlichste empfangen wurden.

Zunächst im Tagebau der Viktoria that sich nun den erstaunten Forscheraugen eine wie neue Welt, das grossartige, fast überwältigende Schauspiel eines aus hunderttausendjähriger Vergangenheit wiedererstandenen Waldes der obermiocänen, zum Teil viel­leicht ins Pliocän reichenden Abteilung des Tertiärs auf. In beiden Tagebauten, auf einer mehrere Morgen grossen, horizontal liegenden Fläche erheben sich in gewissen Abständen die Reste gewaltiger Bäume, die grössten im Stammumfang von 20 bis 30 Schritten, äusserst wohl erhalten, zum Teil noch mit der Rinde, in welcher und in dem darunter liegenden Holz man noch die Minierarbeit der bohrenden Kerftiere er­kennt. Das Holz sieht beinahe wie neu aus und hat etwa die Farbe derjenigen Zigarrenkisten, welche aus Cedrelen-Holz gefertigt sind.

In noch grösserem Massstabe fanden wir die entsprechenden Aus­grabungen im Tagebau der Grube Marie II. Überhaupt sind in dei letzten Gegend bei vielen Gruben des Calauer Kreises in der Braunkohle aufrechtstehende Bäume entdeckt und man erhält durch diese überein­stimmenden, einander ergänzenden Funde einen übersichtlichen geolo­gischen Horizont von ungeheurer Ausdehnung.

Die Frage entstand, mit welcher Baumart man es bei Gross-Räschen hauptsächlich zu thun hat; ein Teil der Gelehrten neigte sich dazu, hier einen Wald von Mammuthbäumen (Sequoia [Wellingtonia] gigantea) wie wir sie im kalifornischen Nationalpark, namentlich im Yosemitethal haben, zu sehen, während die Anderen sich für die von den Nordamerikanein Sumpf-Cypresse benannte Baumart entschieden, die, bei Weitem