Issue 
(1894) 3
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214 Bericht über die 11. (3. öffentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres.

weniger hoch als der Mammuthbaum, auffallend konisch wächst, immer­hin aber noch 120 bis 150 Fuss aufstrebt. Die eigentliche Heimat dieses botanisch Taxodium distichum genannten Baumes sind die sumpfigen Gelände des Mississippi im Staate Louisiana, doch geht er als heimischer Waldbaum noch bis Virginien. Angepflanzt ist der Baum auch bei uns seit circa 200 Jahren. So befindet sich ein Taxodium, angeblich bereits vom alten Feldmarschall Derfflinger gepflanzt, im Schlosspark vou Gusow. Im Charlottenburger Schlossgarten sind ähnliche Exemplare, desgleichen zwei Exemplare dicht beim Denkmal Friedrich Wilhelms III. im Tiergarten. Aber diese Exemplare erreichen bei uns lange nicht mehr die Höhe der subtropischen Exemplare, und sie entwickeln keinen keimfähigen Samen mehr.

In Nordamerika vermischt sich die Sequoja und ihre Gruppe nie­mals mit den Taxodien und deren Gruppe; die Sequoja-Gruppe gehört dem Westen jenseits der Rocky Mountains und der Sierra de los Mimbres an, indem das Gebirgsrückgrat, welches vom Norden nach Süden auf mehreren hundert Meilen den ganzen westlichen Kontinent durchzieht, eine scharf ausgezogene dendrologische Grenze bildet, so zwar, dass die Taxodien-Gruppe dem südlichen Osten, insbesondere dem Mississippi- Delta und der Halbinsel Florida angehört.*) Ist es erlaubt, auf unsern lausitzer Tertiärwald hieraus einen Schluss zu ziehen, so würde man auf Sequojen daselbst nicht zu rechnen haben. Dr. C. Bolle teilt mir ein Excerpt aus dem klassischen Werke von Loudon, Arboretum et Fruticetum Britannicum mit, welches ich wie folgt verdeutsche, weil es Vorstellungen erweckt, wie vielleicht die Landschaft der sub- sudetischen Braunkohlenzeit bei uns ausgesehen haben mag.In den beiden Carolinas nimmt Taxodium einen grossen Theil der Swamps ein, welche die das niedrige Land überschwemmenden Flüsse begrenzt. In Florida ist der Boden im allgemeinen mehr eintönig und hier sind

*) Die spanischen Conquistadores von F lorida erzählen bereits von den Sumpf­wäldern daselbst mit ihren ungeheuer dicken, aber dabei nicht sehr hohen Taxodien- Stämmen, den grotesken Wurzelprotuberanzen, auf denen sich Giftschlangen lagern, während unter ihnen Alligatoren lauem. Noch jetzt besteht eine Industrie in den Wäldern Floridas darin, die untergegangenen subfossilen Sumpfcypressenstämme mit besonderen Sucher-Werkzeugen ausfindig zu machen. Diese versunkenen Stämme werden mit grosser Mühe herausgeschleppt und dann namentlich zur Schindelfabrikation leicht gespalten. Die hierbei beschäftigten Schwarzen wissen an der Härte des Holzes zu unterscheiden, ob es in Salzwasserlagunen oder in Süsswasser zu Grunde gegangen ist. Die Engländer nennen diese Örtlichkeitendismal swamps, dismal soviel als erschrecklich, traurig, gräslich. Diese Sumpflandschaft macht trotz ihrer Grossartig­keit also auf die Europäer einen niederdrückenden Eindruck. Man hat übrigens auch mit Taxodienholz aus Florida an manchen Orten, wie z. B. in Berlin, Versuche gemacht, es als Pflasterungs-Material zu verwenden. Letzteres erscheint für den schweren Lastverkehr unserer Reichshauptstadt im allgemeinen als zu wenig dauerhaft. Fr.