Bericht über die 11. (3. öffentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres. 217
Dr. Potonie hat vorgeschlageu, diese Gelände als „Cypressen-Sümpfe“, im Sinne der Nordamerikaner als Cvpress Swamps, zu bezeichnen, und in der Tliat deutet Alles darauf, dass hier Sumpfboden, Swamp, in der dem Pleistocän voraufgehenden Periode gewesen ist. Taxodiuin wirft nicht bloss die Nadeln, sondern auch die Zweige ab; aus diesen Abfällen, sowie aus Unterholz und Kräutich hat sich die eigentliche abbauwürdige Braunkohle gebildet. Es scheinen zwei, vielleicht drei Taxodien-Wälder- schichten hier über einander zu liegen. Dieselben sind durchaus an Ort und Stelle gewachsen und liefern für Jedermann, der sehen will, den zweifellosen Beweis, dass die noch in vielen Lehrbüchern verbreitete Legende, als seien die Braunkohlen bei uns angeschwemmt, mindestens in dieser Gegend der Niederlausitz falsch ist. Hier darf man also nicht mehr von Braunkohlen-Flötzen, sondern nur von Braunkohlen-Wäldern sprechen.*)
Fast noch wichtiger ist es ferner, dass die Tagebauten den sicheren Beweis liefern, wie die Erdschichten sich hier wenigstens an einigen Punkten ohne wesentliche Unterbrechung bis auf den heutigen Tag m it, man möchte sagen, schematisch genauer Chronologie und Reihenfolge abgelagert haben. Das jüngste Miocän geht dort scheinbar in das bisher in der Provinz Brandenburg vermisste Pliocän, dies in das Pleistocän über, in welchem letzteren man das im engeren Sinne so zu nennende Diluvium deutlich bemerkt. Au anderen Stellen liegt allerdings zwischen dem obersten Miocän bezw. dem Pliocän und dem untersten Torf (Lebertorf) eine Schicht von anscheinend angeschwemmtem Sand mit Geschieben, als Erzeugnis der ältesten und intensivsten Vereisung der Gegend. Weiter oben zeigen andere Torfmoorschichten alsdann das neuere Diluvium und das Altalluvium, letzteres mit den Wurzelstubben grosser Kiefern. Dann kommt eine anscheinend hauptsächlich aus den Resten von Haidekraut gebildete Haide- schicht, dann ein jungalluviales Torfmoor, über welchem Haidesand lagert, welcher als oberste Schicht, noch jetzt den Mutterboden bildet für Acker und Wald. Dieser Wald besteht aus Kiefern, welche aber mit Fichten (Rottannen) gemischt sind, wie denn in dieser Gegend für die Provinz Brandenburg die nördlichsten Standorte wild gewachsener, also ureinheimiseher Picea excelsa Lk. liegen.
Wie man leicht ersieht, eröffnen die Grubentagebauten von Gross-
*) Flötz bedeutet bergmännisch von jeher eine im Wasser gebildete Ablagerung, daher Flötz form ation mit Sediiiientärgebilde identisch ist. Einen Nadelholzwald, der noch von der Urzeit her bis heut an seiner Stelle festgewurzelt steht, kann man also nur uneigentlich als ein Flötzgebilde bezeichnen. Gleichwohl kommen namentlich in der eigentlichen Mark Brandenburg, z. B. bei Freienwalde, angesclrwemmte Braunkohlenlager vor; nur diese sind im eigentlichen Sinne als Braunkohlen-Flötze be- zeichenbar. F r.
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