Bericht über die 11. (3. öffentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres. 219
Überlagerung und rechtwinklige Kreuzung der Wurzeln des Nachbarstammes zu sehen. Beim Anblick dieser beiden grossen Wurzelstümpfe muss auch der grösste Zweifler davon überzeugt werden, dass diese Bäume nicht angeschwemmt, sondern in der That hier an Ort und Stelle gewachsen sind. Wer freilich den Braunkohlenlagern der Mark in den letzten Jahren sein Augenmerk zugewendet hat, dem sind diese Wurzelstümpfe nicht etwas ganz Neues. Ich möchte daran erinnern, dass sowohl das miocäne Alter der märkischen Braunkohlenlager, als ihre Zusammensetzung aus Koniferenhölzern, die Auffassung der Wurzelstümpfe als Taxodium distichum, die Ansicht von dem Wachstum dieser Bäume an Ort und Stelle etc. bereits bekannt sind. Sogar aber unsere Wurzelstümpfe aus der Grube Viktoria sind schon in den siebziger Jahren beschrieben. Giebellmusen berichtet in seiner Arbeit: „Über die Braun- kohleubihlungen der Provinz Brandenburg“ über aufrecht stehende Stämme und erhaltene Wurzelstückchen in mehreren Braunkohlengruben.. Seite35 sagt er von den Senftenberg-Finsterwalder Ablagerungen wörtlich; „Auffallend die grosse Menge von bituminösem Holze, welches in den oberen Schichten vielfach eingelagert ist; namentlich zeichnet sich hierdurch die Grube Viktoria bei Büschen aus, wo aufrechte Wurzelstümpfe bis zu 11 Fuss Diameter, deren Wurzel sich oft 10 Fuss verfolgen lassen, dicht gedrängt neben einander stehen und den Abbau sehr erschweren.“
ln der Voss. Zeitung vom 13. November d. J. veröffentlichte einer der Teilnehmer, Realschuldirektor Dr. Zelle einen ansprechenden Artikel: „Ein „Swamp“ in der Mark Brandenburg“, worin er sich ebenfalls für das Vorkommen von Taxodium distichum daselbst erklärt.
Was ferner die frühere geologische Deutung und Würdigung der Braunkohlenlager und ihrer Einschlüsse im Calauer Kreise anlangt, so sagt Klöden in seinen „Beiträgen zur mineralogischen und geognostischen Kenntnis der Mark Brandenburg“, 2. Stück, 1829 S. 91: „Es finden sich in dem hiesigen (Senftenberger) Flötze häufig
kurze Stämme von bituminösem Holze, welche vorzüglich leicht entzündlich sind.“ In seinen „Versteinerungen der Mark Brandenburg“ 1834 S. 274 hält Klöden die Stämme in den Braunkohlenlagern für Treibholz, das an die Küsten der aus dem Meere der Vorwelt hervorragenden Inseln angeschwemmt und hier bedeckt worden sei.
Dr. Heinrich Berghaus, der sich im „Landbuch der Mark Brandenburg“ Bd. I. 1854 ausführlich mit der Braunkohlenformation beschäftigt, kennt aus dieser nur einen einzigen aufrecht gefundenen Wurzelstubben (S. 91) und sagt S. 94: „Nirgend in der Provinz Brandenburg ist die Braunkohlenformation in ungestörter wagerechter Lagerung angetroffen worden; überall sind die Schichten so stark gegen den Horizont geneigt, dass sie ursprünglich nicht können in ihrer gegenwärtigen Stellung gebildet worden sein.“