Issue 
(1894) 3
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222 Bericht ftber dte 11. (;l. öffentliche) Versammlung des .5. Vereinsjahres.

als die märkisch-pommersche, aber immer noch für miocän. Dem ent­sprechen auch die Pflanzenfunde. Dieselben bestellen in der Kohle selbst aus Hölzern und Früchten, während in dem über der Kohle lagernden Thone bei Zschipkau früher zahlreiche Blattreste gefunden wurden, die aber leider grösstenteils verloren gegangen sind. Die Hölzer gehören fast ausschliesslich der Sumpfcypresse, Taxodium distiehum, an, die heute noch in den Sümpfen des südlichen Nordamerika üppig gedeiht. In mehreren der Tagebaue finden sich auf der Sohle des Flötzes aufrecht stehende Baumstümpfe mit den Wurzeln im Thone von 1 Mtr. Höhe und 3 Mtr. Durchmesser, also wahre Kiesenexemplare. Von Früchten finden sich Wallnüsse, Haselnüsse und die Nüsse von Carya, einer ebenfalls in Nordamerika noch lebenden Baumfamilie, sowie die schön erhaltenen Fruchtstände einer Gardenia. Ferner fanden sich Reste einer Weinrebe und ganze Schichten von Riedgrassamen. Die Blätter waren Laubblätter von Pappel, Erle, Hainbuche und Liquidambar, aber alles in heute nicht mehr lebenden Arten.

Das Flötz wird durch zwei Einlagerungen von Kohlensand in drei Teile geteilt. Die genannten Baumstümpfe finden sich im unteren Teile jeder der drei Flötzabteilungen und auch die Aufeinanderfolge der ver­schiedenen Kohlenarten in den drei Abteilungen ist die gleiche.

Das Flötz ist sicher zum grossen Teil an Ort und Stelle entstanden und zwar hat man sich die Entstehung wohl ähnlich zu denken, wie die der Moore in den ungeheuer ausgedehnten, unter flacher Wasser­bedeckung stehenden Cypressensümpfen, den sogenannten Dismal Swamps im südlichen Nordamerika an den atlantischen Küsten.

Erwähnt werden mag noch das Auftreten sehr zahlreicher kleiner reizender Achate im Diluvium über der Senftenberger Braunkohle, deren Heimat vorläufig noch ein Rätsel ist.

Einer unserer namhaftesten Phytopalaeontologen Herr A. G. Nathorst in Schweden äusserst sich (Voss. Z. vom 28. d. M.) anlässlich der Ent­deckungen von Gross-Räschen dahin, wie es schon seit Mitte des Jahr­hunderts den Botanikern und Geologen bekannt war, dass es die jetzt auf gewisse Gegenden Nordamerikas beschränkten Mammuthbäume (Sequoia) und Sumpfcypressen (Taxodium) in der tertiären Zeit mit teils denselben, teils den jetzt vorhandenen äusserst nahestehenden Arten in Europa gab.Durch Polarexpeditionen der Schweden und anderer Nationen hat man dann Kenntnis erhalten, dass diese Bäume während dieser Zeit auch im höchsten Norden wuchsen. Ja, nicht nur, dass man sie fossil in Grönland auf 70 Gr. n. Br. und in Spitzbergen auf 78 Gr. n. Br. fand, selbst auf Grinnelland traf Kapitän Feilden während der englischen Polarexpedition von 1875 76 bei Discoverybai, unter 81 Gr. 46 Min., somit wenig über acht Grad vom Pol, fossile Blätter der Sumpf­cypresse. Wild kommt die Sumpfcypresse jetzt im nördlichen Amerika