Issue 
(1894) 3
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Bericht «her die 11. (3. öffentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres. 223

nicht nördlich vom Delaware, auf 38 Gr. 51 Min. nördl. Breite, vor, und der Fund an der Discoverybai bedeutet somit eine Verschiebung der früheren Ausdehnung des Baumes gegen Norden von mindestens 43 Breiten­graden. Ob man sich diese Veränderung mit früheren klimatischen Ver­hältnissen erklären soll, weiss man noch nicht mit Sicherheit, wiewohl es an einer grossen Menge. Erklärungsversuchen nicht fehlt. Die Reste der Sumpfcypresse, die fossil gefunden wurden, sind gewöhnlich die kleinen blatttragenden Zweige, die alljährlich im Herbste fallen, manch­mal auch Zapfen.

Was man nun in der Niederlausitz gefunden hat, ist von höchstem Interesse, hier zeigte sich den erstaunten Augen ein während Tausenden oder möglicherweise Millionen von Jahren begraben gewesener Wald. Ueber einer Fläche von mehreren Morgen erheben sich in ziemlich regel­mässigem Abstand die Reste der gewaltigen Baumriesen, die einen Durch­messer von drei Metern erreichen. Das Holz macht einen ganz frischen Eindruck und hatte ungefähr das Aussehen des Holzes der Cigarren­kisten. Die Borke war noch stellenweise erhalten, und sowohl in dieser, wie im Holze sah man die Spuren von Insektengängen. Ob dieser fossile Wald von der Sumpfcypresse (Taxodium distichum) oder von einemredwood (Sequoia Langsdorffi) herrührt, scheint noch nicht ganz sicher zu sein. Als Vergleich mit den angeführten Dimensionen ist zu erwähnen, dass die Sumpfcypressen der Gegenwart in den südlichen Teilen der Vereinigten Staaten eine Höhe von 3040 Metern bei einer Dicke an der Basis von 8 - 13 Metern erreichen. Obwohl die in Deutsch­land gezogenen Sumpfcypressen eine ziemliche Grösse erreichen, bei­spielsweise findet man im Hamburger Botanischen Garten einige solche Exemplare, erreichen sie bei uns doch nicht die Dimensionen wie in den subtropischen Gegenden.

A priori möchte man sich für Taxodium und nicht für Secpioja in Gross-Räschen auch deshalb aussprechen, weil in der Miocän-Zeit zwischen Europa und dem Osten von Nordamerika ein Landzusammenhang be­standen hat, der also eine weite Verbreitung von Taxodium über beide Kontinente gestattete. Indessen kann hier nur die genaue Untersuchung des Holzes, der Zapfen und der Nadeln entscheiden.

Herr Baurat Friedrich Hoffmann teilt mir aus Siegersdorf in Schlesien unter dem 16. November d. J. folgendes mit.

Gelegentlich des freundlichen Besuches der Grube Viktoria bei Gross-Räschen am 4. dies. Mon. wurde von mehreren hervorragenden Gelehrten der Wunsch ausgesprochen, die aufgefundenen Überreste des Sunipfcypressen-Waldes soviel als möglich zu konservieren.

Ich bin gern bereit, diesem Wunsche Vorschub zu leisten, soweit dies meine Mittel, welche allerdings die allergrösseste Sparsamkeit er­heischen, zulassen. Ich glaube jedoch, dass es zunächst darauf an-