Dorf und Gräberfeld Mühlenbeck.
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Hals der Person, deren Kopf durch das Loch gesteckt worden, festhält, so dass ein Ahstreifen ohne Öffnen des Schlosses nicht möglich ist. Der Sträfling war dann gezwungen, das Fass wie einen Mantel die ihm auferlegte Zeit hindurch zu tragen, eine Qual, die bei einem Gewicht des Mantels von 30—50 Pfd. und bei einer Zeitdauer von oft 12 Stunden recht empfindlich war.
Aber noch empfindlicher erging es jenem Handwerksgesellen, welcher im Anfang dieses Jahrhunderts noch mit dem Mantel bestraft wurde. Der arme Mensch war zu klein für das Fass und legte man dieserhalb ein Halseisen an einen Baum. Das Eisen aber war zu hoch angebracht und der Geselle musste, sich auf einen Stein stellen, von dem er später abrutschte und sich so elendiglich erwürgte.
In gerader westlicher Richtung von hier befindet sich in der Nähe des Ganter Sees heute nur noch eine ungefähr Morgen grosse, moorige Stelle am Wege nach Birkenwerder, das Vorwerk Feldheim. Der erste Eigentümer, ein gewisser Putlitz in der 1. Hälfte dieses Jahrhunderts, hatte die Absicht, das Gut nach seinem Eigentum, dem Ganter See, zu nennen, liess aber diese Idee fallen und taufte es „Feldheim“. Es war mir nicht möglich zu erfahren, ob in früherer Zeit ein Zusammenhang zwischen dieser Familie und einer anderen bekannteren bestanden. Nachkommen dieses Putlitz auf Feldheim sind noch heute in Mühlenbeck, und der See gehörte der Familie. Überhaupt ist es eine seeenreiche Gegend. Da ist der Toten-See, ebenfalls eine moorige Stelle, der Summter See und als grösster der Mühlenbecker See. Letzterer ist auf der westlichen, nördlichen und östlichen Seite von Königl. und Bauern-Forst eingeschlossen. An der südöstlichen Spitze bildet der See eine Ausbuchtung, welche in dem Fliess, das über Schildow, Lübars und Hermsdorf zur Havel eilt, eine Fortsetzung findet. In dem Winkel, welcher durch See, Fliess und Forst gebildet wird, ist der Platz, auf welchem vor wenigstens 2000 Jahren Germanen auf der Bärenhaut lagen. Feuersteinsplitter, Nuclei, Gefässscherben sammelte ich in grösserer Anzahl, aber auch Scherben wendischen Ursprungs fanden sich vor, Zeichen der Ablösung des Germanentums durch die Wenden.
Nun, meine Damen und Herren, komme ich zu dem Gräberfeld. Mit dem heiligen Augustinus kann gesagt werden: Hic mortui vivunt, hic muti loquuntur. Hier fanden die Toten die letzte Ruhe, hier wurde dem Kultus des semnonischen Stammes gefröhnt, denn mit diesem haben wir es zu thun.
Im Ganzen sind es 43 Grabstellen gewesen, teilweise den Verhältnissen nach gut erhalten, teilweise zerstört; zerstört durch Baumwurzel, zerstört durch die Bebauung des Feldes, aber am meisten durch Suchen nach Steinen zu Wegebauten.
Meine Damen und Herren, es würde zu weit führen, Stand, Grösse