Heft 
(1894) 3
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Dorf und Gräberfeld Mühlenbeck.

und Form eines jeden Gefässes zu beschreiben, genauere Angaben be­finden sich für jeden einzelnen Fall im Märkischen Museum. Jedenfalls war dieses Gräberfeld von einer Reichhaltigkeit, die mir imponierte. Aber wars auch heisser Sonnenbrand oder Regenschauer, der einsame Gräber musste die Arbeiten soviel wie möglich beschleunigen, um einem gewissen Raubrittertum (Liebhabern u. s. w.) zuvor zu kommen; hatte ich doch einmal das Vergnügen, zwei Gefässe in offenen Gruben vorzufinden, die von unberufener Seite freigelegt, auf 23 Tage zum Trocknen in den Gruben gelassen waren; die Folge war, dass ein Knecht in der Dunkelheit hineinfiel und der Feld Wächter Auftrag erhielt, jeden Fremden ausser dem Beauftragten zu pfänden.

Auch die Dorfjugend, Avelche in der Nähe eines Tages zum Hüten weilte, machte sich das Vergnügen, sich ein Beigefäss als Ziel-Object auszuersehen;Schüttens Korl, künnst Du schmiete? und Korl traf! Mir blieb nur übrig, nachher zu sagen:So hett seten! Einen un­gefähren Massstab bilden jene drei zweispännigen Fuhren Steine, welche der Eigentümer des Feldes auf meine Veranlassung abfahren musste, um Raum zu gewinnen. Steine von Faustgrösse bis zu einer Grösse, dass nur ein kräftiger Mann dieselben zu transportieren im Stande Avar.

Diese, wie schon bemerkt, 43 Grabstellen repräsentieren aber mehr Gefässe; so fand ich manchmal 2 ja 3 Urnen nebst Beigaben in einer Grube, von einem Steinkranz umgeben, manche Gefässe bis 1 m tief im Boden, manche nur einen Spatenstich, Urnen von 18" Höhe bis zu einem Spielzeug, einer Kinderklapper von guter Wallnussgrösse in muschelartiger Form. Diese Klapper befand sich in einer grossen Urne mit calcinierter Knochenmasse. Dieses Gefäss war dem Andenken eines in der Ferne Verstorbenen gestiftet, man hatte keine Knochen von ihm und stellte den Topf umgekehrt. Gleich daneben eine Urne mit 2 Deckeln, der untere, glatt mit scharfem Rande, der obere sattenartig. Die Urne selbst roh, ohne jegliche Verzierung. Eine

andere Urne birgt in ihrem Tnnern ausser der Knochenasche noch eine kleinere, auch mit Asche gefüllt. Wir gehen wohl nicht fehl, diese Grabstelle als die einer Wöchnerin anzusehen, welche mit ihrem Kinde zusammen beigesetzt wurde. Eine mir noch nicht vorgekommene Grab­stelle war das Grab No. 19 in meiner Aufzeichnung. Eine 1 m lange und 1 m tiefe und breite Steinpackung; die Steine zusammengefügt, Bewunderung erregend, auf der Sohle dieses quadratischen Steinhaufens, in einer künstlich hergestellten Höhlung ein kleiner Aschenhaufen, auf dessen Spitze sich eine Bronze-Nadel von 12 cm Länge vorfand. Mehr dem Ost-Ende zu ein kleines Beigefäss. In einem durch Acker­gerät zerstörten Grabe fand ich den ersten reichen Bronze-Schmuck, der Hallstatt-Periode angehörend: Armringe von 5 cm Durchmesser und einige spiralig geformte andere Ringe.