Aus der Urzeit der Küche.
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weit nach Mitteldeutschland vordrang, lag in Deutschland während der Gesamteiszeit nur ein schmaler Saum unvereisten Landes; wenn der glaciale Mensch in unseren deutschen Gegenden existierte, so musste er sich hier aufhalten; — weitere Wohnplätze standen ihm im südlicheren Europa offen, welches in ausgedehnten Strecken von der Vereisung niemals erreicht wurde. — Ausschliesslich in Mitteldeutschland (im Gegensatz zu Norddeutschland u. s. w.) finden sich Spuren der „älteren“, diluvialen Steinzeit. — So viele Fundstellen und so reiche Funde aus der „jüngeren“ Steinzeit die Ufer der Alpenseen lieferten, nirgends wurde im alten Gletschergebiet ein Rest aus der diluvialen Steinzeit entdeckt. Bei näherer Untersuchung stellt sich aber heraus, dass es nicht das ganze Gebiet der einstigen Vergletscherung der Eiszeit ist, welchem der Mensch der ältesten Steinzeit fehlt, sondern nur das Gebiet der inneren, jüngeren Moränen. Die in Deutschland in Frage kommenden Hauptfundstellen des Diluvialmenschen: Thiede und Westeregeln bei Braunschweig, Taubach bei Jena-Weimar, d. h. die thüringischen Kalktuffe, die Lindenthaler Höhle bei Gera, die Ofnet im Ries, Blaubeuren und Riedlingen, Thayngen und Schussenried, liegen samt und sonders innerhalb des Gebietes der äusseren, älteren Moränen.
Bis zu diesen hochberühmten Stätten reicht nun zwar nicht das Gebiet, welches sich im allgemeinen die „Brandenburgia“ zum Arbeitsfeld erwählt hat, aber der Hinweis auf dieselben ist wohl unerlässlich, wenn wir den Geheimnissen der ältesten deutschen Küche nachgehen.
Zu den wohl- oder übelschmeckenden Geheimnissen gehört das Mammuth. Wenn nun auch — was z. B. die Mammuthjäger in Mähren anbetrifft — der berühmte Erforscher der dänischen Kjökkenmöddings (zu deutsch gesagt: „Küchengemüll-Hügel“), Japetus Steenstrup, ein absprechendes Urteil gefällt hat, so ist die Gleichzeitigkeit des Menschen mit. dem Mammuth doch in das Glaubensbekenntnis ungezählter Forscher übergegangen. Herr Professor Nehring schreibt mir unterm 22. Nov. d. J.: „ln Frankreich sind meines Wissens alle Forscher darüber einig, dass Mammuth und Mensch auf französischem Boden gleichzeitig gelebt haben. Die österreichischen Forscher nehmen für Mähren und Böhmen u. s. w. meistens dasselbe an, namentlich Maska, Makowsky und Woldrich. Für gewisse Gegenden Deutschlands, z. B. die Gegend von Gera, Westeregeln und Thiede, glaube ich selbst die Gleichzeitigkeit von Mensch und Mammuth nachgewiesen zu haben.“ Diesen Nachweis lieferte Herr Nehring u. a. durch Vorlegung der bei Thiede gefundenen Feuerstein-Instrumente, welche nach seiner Meinung nur durch den Menschen an den Fundort gebracht sind; manche Stücke möchten wohl auch daselbst hergestellt sein, „wenn die Jäger im Schutze der damals Säulen- und pfeilerähnlich emporragenden Gypsfelsen ihr Feuer anzündeten, das erlegte Wild abhäuteten, zerlegten und verzehrten.“