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Aus der Urzeit der Küche.
Hier ist schon die Kenntnis des Feuers vorausgesetzt. — Man nimmt allgemein an, dass verschiedene Beobachtungen zur Feuerbereitung führten, wie z. B. das Reiben zweier Baumstämme gegen einander. (Übrigens berichtete W. von Schulenburg, dass noch zu unserer Zeit in Schlesien — natürlich nur zum Zeitvertreib — eine Feuerbereitung ähnlicher Art bekannt sei.)
Unserer Einbildung ist ein weiter Spielraum gegeben, wenn wir uns eine einstige Mammuth- oder Rennthier-Jagd ausmalen wollen. Ziehen wir Vergleiche aus der Jetztzeit heran, so mögen auch die Negritos der Philippinen Berücksichtigung finden. „Dieselben“,erzählt A. Schadenberg*), „leben abgeschlossen; sie haben keine festen Wohnsitze und bauen keine Hütten. Ihre Lebensweise ist folgende: Vater, Mutter und Kinder sind mit Pfeilen versehen und gehen gemeinsam auf die Jagd. Töten sie einen Hirsch oder ein Schwein, so bleiben sie an dem Orte, wo das Tier liegt, machen eine Vertiefung in die Erde und legen das Tier hinein; dann bereiten sie Feuer. Jedes holt sich ein Stück des Tieres, welches ihm am besten passt, und bratet es am Feuer. Und so essen sie so lange, bis sie den Magen gefüllt haben; und so gefüllt, schlafen sie auf der Erde, welche sie aus der Vertiefung genommen haben. Wenn sie erwachen, thim sie dasselbe und so fort, bis das Fleisch aufgezehrt ist. Dann begeben sie sich wieder auf die Jagd.“
Feuersteinmesser u. dgl. gehörten wohl zu der allerersten, gewisser- massen „fliegenden“ Kücheneinrichtung. Schaaffhausen sagt von derselben: „In den Höhlen finden wir Feuersteinmesser neben den Knochen von Höhlenbären, Rhinozeros und Mammuth und sagen ohne Bedenken, dass der Mensch mit diesen Messern das Fleisch von den Knochen geschnitten hat“**).
In der Ofnet, jener grossartigen Felsenhöhle bei Nördlingen (Württemberg), liessen sich bereits die Überbleibsel thönerner Gefässe nachweisen: eine Menge roher, quarzreicher Scherben von weitbauchigen Schüsseln und flachen Tellern. „Höchst verwunderlicher Art sind die Tiere jener Zeit dort: Elephant, Nashorn, Schwein, Hyäne, Höhlenbär, Wolf, Fuchs und Dachs. Weitaus am zahlreichsten war jedoch das Pferd vertreten, von dem allein anderthalb tausend Zähne gesammelt wurden. (Es ist durchweg kleiner, als die heutige Landrasse.) Ferner kamen in der Ofnet vor: Wisent, Riesenhirsch und Renntier, Hase, Gans, Ente und Schwan. — Die grösste Menge von Bärenresten lieferte der Hohlestein im Lonethal, eine Höhle, deren Ausräumung nahezu 4 Wochen in Anspruch nahm. Am Schluss der Ausgrabung fuhr vom Hauptquartier in Stetten ein vierspänniger Frachtwagen zur Eisenbahn ab; derselbe
*) Z. f. Ethn. 1880, 8. 143. (Padre Felipe Calayag; 1877.)
**) C.-Bl. d. d. Ges. f. A., E. u. U. , 1882, S. 166.